Peter Ulrich
Das Phänomen der humanen Moralität
Wir stehen bei zwischenmenschlichen Konflikten letztlich stets vor der Alternative, ob diese einfach mittels Macht oder mit guten Gründen gelöst werden sollen. Im ersten Fall verstehen sich die Konfliktparteien nicht als Beteiligte einer moralischen Gemeinschaft und somit ihren Konflikt gar nicht als moralischen Konflikt um klärungsfähige Geltungsansprüche; stattdessen wird das Problem auf die Frage nach dem naturwüchsigen "Recht des Stärkeren" verkürzt, womit es zum rücksichtslosen (sozialdarwinistischen) Krieg eines "jeder gegen jeden" kommt. Erst wenn sich die Konfliktparteien als prinzipiell gleichberechtigte Mitglieder desselben moralischen Universums aller menschlichen Wesen verstehen, werden sie überhaupt motiviert sein, zu einer friedlichen und gerechteren Lösung zusammenfinden zu wollen, und daher vom Machtprinzip zum Moralprinzip der Konfliktlösung wechseln. (S. 31)
Aus Integrative Wirtschaftsethik, 1993
Erkennt den Krieg nicht als von Außen, sondern von euch selbst geschaffen, so habt ihr den Weg zum Frieden vor euch.
Hermann Hesse
Friedo Ricken
Die Grenzen der Gewissensfreiheit
Ein einfacher Fall liegt vor, wenn jemand sich auf die Gewissensfreiheit beruft, um mit Methoden, die die Gewissensfreiheit der anderen nicht achten, ihnen die eigene religiöse Überzeugung aufzwingen. (...)
Hier findet die Gewissensfreiheit ihre Grenze an der Freiheit der anderen, und es ist umso mehr berechtigt, jemanden daran zu hindern, nach seinem Gewissen zu handeln, je fundamentaler die Güter sind, die er gefährdet. (S. 158)
Aus Allgemeine Ethik, 1983