Materialauswahl:
„Tischtennis“ ist eine kostengünstige Sportart und erfordert keine hohen finanziellen Ausstattungen.
Ganz früher wurde mit einfachen Hölzern und „ Barna-Belägen“ (Noppen-Außenbelag) gespielt. Das ältere Semester wird sich noch an Spielertypen wie Eberhard Schöler erinnern.
Die Beläge waren keinem Verschleiß unterworfen. Ein Schlägerholz hielt einschl. Belägen etliche Jahre. Die Zeiten haben sich gravierend geändert. Dies hängt nicht zuletzt mit der Entwicklung von Spin-Eigenschaften ( Topspin – abgeschaut beim Tennis - , und Unterschnitt) zusammen. Die Industrie ließ nicht lange mit so genannten „ Stör-Belägen“
( Beläge, die den gegnerischen Schnitt oder Topspin absorbieren und unschädlich machen ) auf sich warten. Durch die Auswahl von Hölzern und Belägen kann das Tempo wesentlich beeinflusst werden.
Heute steht eine ganze Palette von Materialien vom Holz bis zum Belag zur Verfügung, was die Auswahl oftmals schwierig macht. Sie hängt von der einzelnen Spielerpersönlichkeit ab, d.h., welche Spielart wird bevorzugt: Offensives Angriffsspiel, Halbdistanz-Spiel mit Zwischenschlägen, Abwehrspiel oder Mischtypen. Der Anfänger muss sich erst selber finden, was am Anfang einer Tischtennis-Karriere nicht sofort erkennbar ist.
Generell lässt sich sagen, dass ein Allround-Holz Eigenschaften für Angriff- als auch Halbdistanzspiel hat. Es handelt sich um mittelschnelle Hölzer mit mehrfach verleimten Schichthölzern, die entweder aus Holzimporten aus Südamerika oder Schweden stammen.
Aus Umweltschutzgründen und einer starken Verteuerung tropischer Hölzer werden in Europa oftmals schwedische Hölzer verkauft.
Das „ Holz “ ist die Seele des Tischtennisschlägers. Deshalb ist ihm sowohl von der Eigenschaft als auch der Griffform besondere Beachtung zu schenken.
Die Unterschicht besteht i.d.R. aus Sperrholz mit einer aufgezogenen Schicht aus Weich – oder Hartholz. Weichhölzer sind z.B. Balsa. Harthölzer sind z.B. Limba, Hinoki.
Harthölzer machen Tempo und sind für Angriffsspieler, Weichhölzer dagegen „bremsen“ das Tempo und sind für Abwehrspieler. Dazwischen gibt es mittelschnelle Hölzer für den Allround-Spieler. Seit Jahren sind auch kohlefaserverstärkte Hölzer auf dem Markt
( Kevlon). Sie sollen dem Holz eine bessere innere Stabilität geben. Gleiches gilt für Carbon-Hölzer.
Diese Hölzer haben den Nachteil, dass sie das Ballauftrittsverhalten ( spürbare Rück-meldung im Handgelenk ) nicht so weiterleiten wie langsamere Hölzer. Der Ballkontakt wird nicht so intensiv registriert wie bei einem „ schwingenden“ Holz.
Kevlonverstärkte Hölzer und Karbonhölzer sind schneller, teuerer und mehr für schnelles Angriffsspiel geeignet. Sie sind auch schwieriger zu beherrschen und erfordern intensives Training.
Im Anfängerbereich rate ich hiervon ab.
Schnellere und langsamere Ballwechsel können mit einem Allroundholz durch entsprechende Kombination mit Belägen ausgeglichen werden.
Eine Besonderheit stellen Abwehrhölzer dar. Diese machen das Spiel langsamer und daher kontrollierter. Gegnerische Angriffsschläge treffen nicht so „hart“ auf das eigene Schlägerblatt auf. Der Katapulteffekt ist nicht so stark und der „Return“ kommt langsamer zurück. Für totalen Angriff sind diese Hölzer ungeeignet, da sie nicht das entsprechende Tempo und den Druck entwickeln.
Die Eigenschaften des TT-Schlägers erfahren aber auch durch die Beläge sehr viel Gestaltungsmöglichkeiten. Dicke Beläge ( z.B. 2 mm und mehr ) sind grundsätzlich für mehr Tempo im Spiel, dünnere Beläge ( z.B. 1 mm ) sind langsamer, aber kontrollierbarer.
Ein moderner Abwehrspieler kommt heute kaum mehr mit unterschiedlichen Belägen auf der Vor- und Rückhand aus. So ist z.B. eine Seite mit einem griffigen Belag, die andere Seite mit einem „Störbelag“ ( z.B. Antitop, kurze, mittlere oder lange Noppen ) ausgestattet.
Auch der Angriffsspieler oder Allrounder ist in der Regel mit unterschiedlichen Schwammstärken auf der Vor – oder Rückhand anzutreffen; je nachdem, wo seine hervorhebenden Spieleigenschaften anzutreffen sind.
Je dicker der Schlägerbelag, desto mehr verliert er an Kontrolleigenschaften zugunsten der Schnelligkeit und Spinfreudigkeit.
Je dünner der Schlägerbelag, desto mehr verliert er an Schnelligkeit und Spinfreudigkeit zugunsten der Kontrolleigenschaften.
Auch die Spineigenschaften der einzelnen Beläge und deren Elastizität ist unterschiedlich.
Anhaltswerte geben die Tabellen im Fachhandel.
Diese sind allerdings mit Vorsicht zu genießen, da die Auswahl des Schlägerholzes den Charakter des Belages wesentlich beeinflusst und umgekehrt.
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass Beläge mit mittleren Stärken ( 1,5 – 1,7 mm ) für Allround-Spieler und Anfänger kontrollierbarer sind.
Beim Kauf eines neuen Schlägerholzes, der Beläge erscheint eine Rücksprache mit langjährig Spielerfahrenen und dem Fachhandel sinnvoll.
Es ist gefährlich, sich ausschließlich von den Tabelleneigenschaften der Kataloge leiten zu lassen.
Die Preisscala eines neuen Holzes oder der Beläge ist erheblich.
Ein sehr teueres Holz mit sehr teueren Belägen garantiert nicht unbedingt ein besseres Spiel.
Für den Anfänger eignen sich preiswerte Fertighölzer, die bereits mit Belägen ausgestattet sind. Relativ gute Komplettschläger gibt es bereits ab der Preisklasse von ca. 30 – 40 €.
Auch mit gebrauchten Belägen von Mitspielern kann ein Anfänger preiswert zu einem relativ guten Schläger kommen.
Bei fortgeschrittenen Spielern liegt die Spielereigenschaft bereits fest.
Hier kann bei der Auswahl der Materialien individueller reagiert werden.
Vom Kauf von TT-Schlägern in Supermärkten rate ich ab.
Das notwendige Fachpersonal wird normalerweise nicht vorhanden sein und die Beläge haben i.d.R. nicht die für den Spielbetrieb vorgeschriebene ITT-F –Zulassung.
Es handelt sich vielfach sowohl vom Holz als auch von den Belägen um Billigprodukte,
mit denen Spielfreude allenfalls beim Ping-Pong im Schwimmbad aufkommt.
Empfehlenswert erscheint mir vor dem Kauf neuer Materialien auch der Tipp, mal den Schläger des Sportkameraden für einen Ballwechsel auszuleihen. Hier kann man auf einfache und günstige Weise erproben, womit man am besten zurechtkommt.
Bei meiner Abhandlung handelt es sich um meine subjektive, persönliche und langjährige Erfahrung als Spieler und Übungsleiter. Sie zielt nicht darauf ab, Kunden zu beeinflussen oder den Fachhandel zu schädigen.

Ruwer, im Dezember 2006.
Arno Schäfer

Technik und Taktik
a) Aufschlagspiel und Bewegungslehre
b) Taktik
a) Aufschlagspiel:
Der Aufschlag ist mehr als die bloße Einleitung des Spiels (Spielzuges) !
Von einem geschickten Aufschlag hängt der taktische Aufbau des nachfolgenden Spielzuges ab.
Leider wird diese Chance zu wenig genutzt und erkannt.
Es gibt etliche Aufschlagarten, z.B. Unterschnitt ( kurz oder lang) in die Vorhand, Rückhand oder Tischmitte des Aufschlaggegners, Sideschnitt, Überschnitt, ohne Schnitt ( langer Rollaufschlag ). Die Wahl des Aufschlages ist auch vom gegnerischen Material abhängig.
Wenn dieser mit Antitop-Belägen oder langen Noppen ( so genannten Störbelägen ) reagiert, kann der Return schnell zum eigenen Nachteil führen.
Sie ist weiter abhängig davon, wen ich vor mir habe ( agressiver Angreifer oder Verteidiger).
Jeder Spieler sollte über mindestens 3 Aufschlagvarianten verfügen, die er im taktischen Spiel gezielt einsetzt. Erweist sich ein bestimmter Aufschlag als sehr erfolgreich, sollte dieser nicht ständig angewendet werden. Schnell hat sich der Gegner hieran gewöhnt und der Trumpf ist verspielt. Vor allem bei „ engen Sätzen“ oder Entscheidungsspielen sollte noch eine zusätzliche Aufschlagvariante als „Geheimwaffe“ im Repertoire vorhanden sein.
Es kommt wesentlich darauf an, welche Spielweise der Gegenspieler bevorzugt.
Ist es ein Abwehr-, Angriffs- oder Halbdistanzspieler.
Bei einem vor- und rückhandstarken Angriffsspieler empfehlen sich in erster Linie kurze Aufschläge im Netzbereich. – Er soll schließlich am „Ziehen“ gehindert werden und Fehler machen.
Beim Spielaufbau muss grundsätzlich entscheidend sein, dass ich das Spiel nicht „aus der Hand “ gebe und dem Gegner hierdurch Vorteile verschaffe.
Bei Abwehrspielern sind eher lange und feste Aufschläge brauchbar, weil diese i.d.R. auch lang zurückkommen, weshalb ich mir als Spieler eine bessere Angriffsposition verschaffe.
Handelt es sich hierbei um Materialspieler –z.B. kurze oder lange Noppen, Antitop - ( was bei Abwehrspielern zumindest auf einer Belagseite die Regel sein wird ), sollte mit Schnittaufschlägen auf die schnittunempfindlichen Belagseite des Gegners vorsichtig operiert werden, da die Beschaffenheit des Belages entweder den Drall eliminiert oder umgekehrt zurück gibt.
Geschicktes Aufschlagspiel bedarf des Trainings !
Neuerdings steht ein Balleimer zur Verfügung. Ein Gerät, mit dem die auf dem Boden liegenden Bälle komfortabel aufgehoben werden können, ist ebenfalls vorhanden.
Es empfiehlt sich die Aufstellung von Absperrungen in Form einer Box. Hierdurch werden Mitspieler nicht nur herumfliegende Bälle gestört.
Das Aufschlagtraining macht natürlich nicht so viel Spaß wie ein Spiel, doch gekonnte Aufschläge entscheiden es oftmals.
Zusätzlicher Tipp beim Aufschlag:
Die Wirksamkeit und Effektivität der Drallgebung kann wesentlich erhöht werden, wenn beim Aufschlag das Handgelenk mitgenutzt wird, d.h., die Schlaghand wird vor dem Aufschlag nach hinten gezogen, so dass eine gewisse Vorspannung besteht.
Die lange Bewegung erfolgt dann durch den Ober- und Unterarm, verstärkt unmittelbar vor und beim Ballkontakt durch einen explosiven Handgelenkeinsatz in Richtung der Schlagausführung.
Hiermit in Zusammenhang steht die Bewegungslehre:
Die Menge der Funktionsphasen eines Bewegungsablaufes wird durch die Aufteilung in
Haupt – und Hilfsfunktionen und durch Gliederung der letzten in
· · vorbereitende,
· · unterstützende
· · und überleitende Hilfsfunktionsphasen
· · als zeitlich geordnetes Gebilde erkennbar.
· Diese Ordnung bezeichnet man auch als die Funktionsphasenstruktur einer Bewegung.
Aus ihr ist die zeitliche Verkettung des
· · zuvor,
· · zugleich u.
· · danach
· zu erkennen.
Beispiel:
Es ist wichtig, dass man bei einer Schlagart ( z.B. Vorhand-Topspin )
richtig zum Ball steht (zuvor),
den Ball in der richtigen Höhe mit richtigem Bewegungsablauf trifft ( zugleich )
und nach Auftreffen des Balles die Bewegung nicht abrupt beendet, sondern den Arm noch fortführt ( danach ).
b) Taktik:
Die T a k t i k ist neben der Spieltechnik ein wichtiger Faktor bei Wettkämpfen und für einen Sieg von erheblicher Bedeutung.
Grundsätzlich sollte jeder Spieler seine Spielweise beibehalten und durchzusetzen versuchen.
(Motto: Ich kann nur gewinnen oder verlieren.)
Es kommt darauf an, mit den eigenen Spielstärken die Oberhand zu behalten, denn dies sind die, welche ich am besten beherrsche.
Lasse ich mir die Spieltechnik des Gegners aufzwingen und weiche von meinem eigenen Spiel ab, führt dies zu einer erheblichen Einbuße meiner Qualität. Der Mitspieler beherrscht sein Spiel und wird dieses in der Regel gewinnen ( Ausnahmen sind ausgeschlossen ).
Das taktische Spiel beginnt mit der Einleitung des Spielzuges, dem Aufschlag.
Ein gut platzierter Aufschlag ( mit oder ohne Effet ) soll mir zur Durchsetzung meines Spiels verhelfen oder den Gegner zu einem Fehler verleiten.
Jeder Spieler hat irgendwo seine Stärken und Schwächen. Diese gilt es zu erkennen und zu nutzen.
Hierzu ist wichtig, die Spielweise des Gegners zu beobachten, d.h., auf Stärken und Schwächen zu achten. Hier bietet sich der erste Ansatzpunkt, wo ich ihn „greifen“ kann.
Bei Abwehrspielern muss man zur Vorbereitung des entscheidenden Balles genügend Geduld aufbringen ( Abwehrspieler haben i.d.R. einen langen Atem ). Notfalls muss man
(besonders bei Materialspielern) sein Spiel für den Endschlag immer wieder neu aufbauen.
In unteren Klassen ist oftmals eine diagonale Spielweise ( z.B. Vorhand-Vorhand oder Rückhand-Rückhand ) zu beobachten. Überraschend gespielte und parallel geschlagene Bälle, sowohl von der VH oder RH, sind wesentlich gefährlicher, weil der Gegner hiermit nicht rechnet und sozusagen „ auf dem falschen Fuß“ erwischt wird. Ich bringe ihn so aus dem Rhythmus. Parallelschläge werden insbesondere in den unteren Klassen viel zuwenig eingesetzt. Die Ausführung bedarf des Trainings.
Nach jedem Satzwechsel sollte man den Spielverlauf analytisch betrachten und erforderlichenfalls seine Taktik ändern.
Auf die gut gemeinten Ratschläge erfahrener Mannschaftskameraden sollte gehört werden,
da sie den Spielablauf von der Bank aus neutraler und besser verfolgen konnten.
Tischtennis ist nicht nur ein Spiel mit körperlichem Einsatz, sondern auch und insbesondere ein Spiel „ mit dem Kopf “.
Grundvoraussetzung hierfür ist, dass ich den Gegner und das Spiel ernst nehme, den Spielverlauf und jeden Spielzug beobachte und notwendigerweise die Taktik verändere.
Hierfür ist eine gute Technik unbedingte Voraussetzung, da sie für weitere Spielzüge grundlegend ist.
Technik und Taktik gehören unweigerlich zusammen !.

Januar 2007
Arno Schäfe
r


zurück
zurück zu GeschichteHomebearbeitenE-Mailvor zu Rechtshinweis