\ QX23 – MST – Y355 – S3 – E – D – B – Park,
2004; 17. April, 03 Uhr 19 Minuten 41 Sekunden //
Es war Nacht. Und es war dunkel. Inmitten der belebten Stadt, die niemals schläft, inmitten eines Stadtparks umsäummt und zerschnitten von Straßen und Geschäften, gar nicht so weit ab von den großen Häusern wie dem SONY-Center lag auf einem etwas abseits gelegenen Weg eine Landkarte. Es war wirklich vollkommen dunkel, denn die Straßenlaternen waren zu dieser Zeit längst abgeschaltet. Immerhin war es kurz nach drei Uhr vormittags! Oder sollte man besser sagen Nachts? Wie auch immer – Dunkelheit erfüllte also den Park. Nur der Himmel leuchtete in dunklen, leicht rötlichen Grautönen. Nicht einmal die Sterne waren zu sehen, denn es war bewölkt. Man hörte nur die vereinzelt durch die Stadt fahrenden Riesen. Ansonsten war es still – nein nicht vollständig. Man konnte auch, wenn man genau hinhörte, die Stimmen von 20 kleinen Spielzeugautos hören. Und wenn man ganz genau hinsah, waren auf dem Weg kleine Lichtblitze von ihren Scheinwerfern zu sehen.
»Sind wir raus aus dem Laden?« »Ja, wie oft soll ich es dir noch sagen: Wir sind raus aus dem Geschäft.« »Oh, ich habe solche Bauchschmerzen – alles dreht sich...« »Dann hast du wohl zu viel von dem Öl getrunken« »Wo müssen wir eigentlich lang, Bull?« »Keine Ahnung, frag doch Lexoñ, der hat die Karte.« Hierauf wurde auf dem Gehweg eine Karte entfaltet und sogleich von Lichtblitzen geradezu überflutet.
»Lexoñ, kennst du den Weg?« »So wie das hier aussieht, müssen wir irgendeine von diesen Autobahnen nehmen«, stellte Lexoñ fest und deutete mit seinen Scheinwerfern auf die Linien der Karte. »Wo sind wir denn überhaupt?«, fragte Beatla. »Hier, in Berlin«, antwortete Toyo Rav. Als Geländewagen achtete er besonders Ortsschilder und hatte sich das erste gemerkt, welches er bei der Einfahrt in die Stadt gesehen hatte. »Und wo starten die Raketen?«, fragte Volva. »In der Wüste, hat doch Bull gesagt.«, antwortete Lexoñ. »Das hier unten sieht mir beinahe so aus. SAHARA. Das ist doch die große Wüste in Afrika.« »Da sollen also die Raketen starten? Aber wo dort?« »Sieh mal, dieses Symbol sieht aus wie eine Rakete«, meinte Volva und deutete auf ein Symbol, welches unten breit und oben dünn war und tatsächlich Ähnlichkeit mit einer Rakete hatte. »Und sieh mal, diese Linie mit den Punkten drauf führt direkt dahin. Was steht da: Ölpipeline. Klar, so eine große Rakete brauch viel Treibstoff. Dazu also die Pipeline. Aber wie kommen wir dahin?«
Hier übernahm wieder Taich Mahal das Wort: »Wir nehmen diese Autobahn und fahren bis zum Ende von diesem Stiefel, Italien, und nehmen eine Fähre über das kurze Stück Meer – und dann müssen wir nur noch der Ölpipeline folgen und sind dann da!«
»Aber nicht mehr heute«, meinte Lexoñ. »Wir sollten noch mal eine Priese Schlaf nehmen. Es ist immerhin mitten in der Nacht! Morgen versuchen wir dann eine dieser Autobahnen zu finden. Wenn wir einfach weiter nach Süden fahren, werden wir ja zwangsläufig eine finden. So wie die Berlin umgeben, ist es beinahe ein Wunder, dass wir sie bisher verfehlt haben. Also – morgen machen wir uns auf die Suche, o.k?«
Und da die anderen auch noch von der ganzen Aufregung mit der Alarmanlage ordentlich geschafft waren, stimmten sie diesen Plan zu und legten sich schlafen.
Anfangs war ein nur langsam, stapfend gegangen, hatte sich durch die Lianen gekämpft, mühselig einen Fuß vor den anderen gesetzt. Doch dann ging es immer leichter, bald ging, bald lief und schließlich rannte er. Sein Körper begann sich ans Laufen zu gewöhnen und mit einen mal gefiel es ihm sogar. „Wie schön es ist, so zu laufen.“ sagte er zu sich „man kommt so richtig wieder in Schwung.“ Er lief und lief, durch Büsche, über liegende Bäume und rannte und rannte dabei beinahe in das weit aufgerissene Maul einer Schlange!
Er guckte verdutzt die Schlange an. Die Schlange guckte verdutzt zurück. Dabei sah sie mit ihrem offenen Maul nicht gerade unkomisch aus. Also schloss sie wieder das Maul. Müde blinzelte sie und gähnte erneut. Nun sah Illilill erst, dass diese Schlange bereits was gefressen hatte, was ihr irgendwie die Form eines Hutes gab.
„Irgendwie schrecklich schön“, dachte er. „Wenn ich ein Romantiker wäre, würde ich jetzt ein Buch darüber schreiben, aber ich bin keiner. Oder doch? Ach ich sollte aufhören, mir dauernd zu widersprechen und mich endlich festlegen. Das habe ich bisher ja nur aus Rücksicht auf die anderen sein gelassen. War immer anders – je nachdem welche Leute um mich herum waren. Ich sollte mich endlich einmal festlegen. Jetzt wo keiner da ist, kann ich das ja ruhig mal probieren. Bin ich also ein Romantiker? Ich werde es einfach einmal ausprobieren. Bin ich es, werde ich lernen, damit umzugehen und bin ich es nicht, so weiß ich wenigstens das.
So. Aber auch wenn ich ein Romantiker sein sollte, bin oder auch nicht – äh, nein – also bin werde ich jetzt nicht anfangen ein Buch zu schreiben. Vielleicht ein Tagebuch, nachher im Raumschiff. Denn wenn ich es jetzt schreiben würde, würde die Schlange mich vielleicht doch noch fressen, das Raumschiff zerfallen und wir nie mehr nach Hause kommen. Immerhin hab ich die Verantwortung für das Schiff. Und auch darüber, ob wir nach Hause kommen.“ Wieder überfiel ihn eine Welle der Trübsal, als er an seine alte Heimat dachte.
Doch die Schlange guckte ihn scheel an, ganz als wollte sie sagen „Na? Willst dich doch fressen lassen?“
Da hatte sich Illilill wieder im Griff, streckte der Schlange – in höflicher Weise – die Zunge raus und verließ würdevoll, mit einer Verbeugung die Lichtung.
Kapitel 10: Ist da Jemand?
\ QX23 – MST – Y355 – S3 – E – D – B – Autobahn, 2004; 17. April, 12 Uhr 19 Minuten 41 Sekunden //
Sie waren spät aufgestanden – so gegen 10 Uhr – und waren losgefahren, immer den blauen Schildern hinterher, welche zur Autobahn wiesen. Dank der Karte und den Kompass von Taich Mahal sowie Toyo Rav waren sie dann auch nach einigen Versuchen auf der richtigen Autobahn Richtung Süden. Aber es war geradezu deprimierend wie langsam sie vorwärts kamen. Während die Riesen an ihnen mit ca. 2000 m/min (120km/h) an ihnen vorbeizogen, kamen sich die kleinen Autos mit ihren gerade mal 333m/min (20km/h) sehr langsam vor. Bald schon kamen wieder die ersten Beschwerden wie: In diesem Tempo schaffen wir das nie! Gerade als das ganze in ein Desaster der Hoffnungslosigkeit auszuarten drohte, hörten sie plötzlich eine Stimme: „Hello, little friends! What's up? Why are you that sad?“ Die meisten der kleinen Wagen verstanden allerdings kein Wort. »Sorry, dass wir dich nicht verstehen. Aber wir können deine Sprache nicht!« „Well, kleine Freunde, dass ist nicht so wild, denn ich spreche auch ein wenig Deutsch. Ich rutsche bloß so gerne ins English ab. Also, wath is' los mit euch? Warum so traurig? Ich hab doch extra schönes Wetter für euch arrangiert, damit ihr fröhlich eure Reise fortsetzen könnt. Was fehlt euch denn?“ Porscha beschloss ihm zu antworten: »Ach wissen sie, Herr, äh« „Nennt mich einfach den Narrator, den omniscient Narrator, wenn ich bitten darf.“ »Also, Herr omniscient Narrator, wir sind so deprimiert, weil die Riesen mit sonst wie viel Meter pro Minute fahren und wir mit unseren 333 Metern viel zu langsam vorwärts kommen.« „Ihr würdet also gerne schneller fahren, well? Also, da dürfte was zu machen sein.“ »Was heißt das?« „Nun ich werde machen ein Miracle.“ »Ein was?« „Na ein Miracle – ein Wunder eben.“ »Wie?« „Mein Gott, ein Wunder! Ich rede doch schon deutsch...“ »Was soll das heißen?«, fragte Porscha, aber der Narrator meinte nur: „Ihr werdet schon sehen.“
Darauf verstummte die Stimmte wieder. Und während sich die Abenteurer noch über das Ereignis wunderten, begann auf einmal Kafo ganz komisch zu werden. Er fing an zu wackeln und zu zittern, sodass sie schon dachten, Kafo würde auseinander fallen. Auch Kafo bemerkte die Veränderung. »Was ist nur los? Warum wird auf einmal alles so klein?«, fragte Kafo besorgt. »Unsinn, du wirst nur enorm groß!« antworteten die anderen ihm. Und tatsächlich: Kafo wuchs auf die stattliche Größe eines Riesen. »Das meinte der omniscient Narrator also mit seinem Wunder«, dämmerte es Beatla. Kafo war aber nicht nur so groß sondern auch so schnell wie ein Riese geworden und in Null Komma nichts den anderen davongefahren. Natürlich merkte er dies schnell und hielt an, um auf die anderen zu warten. Es dauerte aber eine ganze Weile, bis sie ihn eingeholt hatten.
»Kafo, können wir nicht bei dir mitfahren?«, fragte Beatla. »Klar doch, kommt nur rein«, antwortete Kafo und öffnete eine Tür. Über eine Leitplanke gelangten sie in ihn hinein und weiter ging die Reise, jetzt ebenfalls in der Geschwindigkeit der Riesen. So war es nur noch die Frage von Stunden – nicht Tagen – bis sie Italien und die Fähre über das Meer erreicht haben würden.
Endlos war er durch den Wald gerannt. Zumindestens kam es ihm ziemlich lange vor, und er war auch ziemlich erschöpft, als er endlich am Raumschiff ankam. Dieses war inzwischen von den Pflanzen des Dschungels – vornehmlich den Lianen - stark eingewachsen.
'Wie schnell der Dschungel doch sein Terrain zurückerobert', dachte sich Illilill, als er sah, wie auch in der Bresche, die das Raumschiff in den Dschungel geschlagen hatte, bereits wieder mit Pflanzen übersät war.
Doch plötzlich hielt er inne. Er hatte was gehört. War der Gepard zurückgekommen?
Aber nein, es klang eher wie eine Stimme. Und sie kam ihm sogar etwas vertraut vor.
Die Stimme sang etwas. Und als Illilill weiter um das Raumschiff herumging, dorthin, wo er die Rettungskapsel herausgeschossen hatte, wurde die Stimme deutlicher, und Illilill konnte sogar ein paar Worte verstehen
„De Kenese häd de O-Egen ze,
E Kankeeree leest däd ne zee,
Kankeerees levt om U-Eberzee,
Keneses ün E-Africee – wu dee.“
Was war das nur für eine Sprache? Irgendwie vertraut, aber auch trotzdem fremd und unverständlich. Und so schön melodisch, sphärisch irgendwie.
Da sah Illilill das Loch, was die Rettungskapsel im Raumschiff zurückgelassen hatte. Oder wo es hätte sein sollen. Anstatt dem Loch war dort ein Vorhang aus getrockneten Früchten, die auf Lianen gefädelt waren. Und wer hatte dort eine Strickleiter angebracht?
Gespannt und auch ein wenig ängstlich kletterte Illilill diese hoch. Der Gesang war inzwischen beendet und stattdessen hörte er die Stimme murmeln. Und er hatte fast den Verdacht, es gelte ihm! Allerdings...doch hören Sie selbst, geneigter Zuhörer: „Komm Kleiner! Essen ist fertig! Elvieära hat für dich was schönes gekocht!“
Ach, das war Elvieära! Sie war genauso wie Illilill eine Tierpflegerin gewesen.
Aber galt das wirklich ihm?
„Warum isst du denn nicht? Ach komm schon – das wird schon wieder.. Die kommen bestimmt auch bald wieder zurück.“
Anscheinend eher nicht.
Hatte Elvieära da einen anderes Besatzungsmitglied gefunden und nach dort oben gebracht? Etwa einen Verwundeten? Schnell kletterte Illilill durch das Loch und begab sich zu dem Raum, aus dem die Stimme kam. „Komm schon, Igor. Das schmeckt bestimmt gut. Soll ich ein Bissen nehmen, um dir Appetit zu machen?“ Aber sie hatten keinen Igor an Bord gehabt. Das wüsste Illilill. Er trat in den Raum und sah Elvierära am Boden sitzen, vor sich einen der Guldins. Ach das war Igor! Und Elvieära war im Begriff – oh nein!
„Haltet ein, holde Maid!“ rief Illilill ihr zu.
„Oh, huch – ach, du bist das. Hast du mich erschreckt. Und seit wann redest du so eigenartig?“ fragte ihn Elvieära.
„Werte Elvieära, ich rede gar nicht eigenartig, ich fand nur die Sprache, welche ich letztens in diesem Hörspiel von van Helgen gehört hatte nur so adrett.“ entgegnete Illilill.
„Van Helgen? Nie gehört diesen Name. Wer ist das?“
„Ach, nur so ein Erdling. Er lebte hier vor langer Zeit, die Erdlinge nennen sie „Mittelalter“. Ich hab ihn hier übers Internet-Radio gehört. Aber ist auch egal. Wolltest du echt gerade Igors Futter essen?“
\ QX23 – MST – Y355 – S3 – E – D – Bayern (nahe der Grenze) – Oil-Tankstelle – 2004; 17. April, 20 Uhr 51 Minuten 24 Sekunden //
Kafo war schon seit Stunden auf der Autobahn unterwegs gewesen. Und er war weit gefahren, er hatte das ganze große Deutschland beinahe komplett durchquert. Dementsprechend groß war sein Hunger. Schon eine geraume Weile hatte er damit seine Gefährten genervt, aber diese wollten einfach nicht von der Autobahn herunter fahren nur um Tanken zu gehen. Wie froh war er also, als er an die Grenze kam, wo ihm direkt an der Autobahn eine Leuchtreklame Oil (also Öl) versprach. Und da die Überquerung der Alpen eine anstrengende Angelegenheit werden würde, stimmten seine Gefährten zu.
»Aber ihr müsst mir helfen.«, fordete Kafo, als er sich in die Schlange an der Tankstelle einreihte.
»Warum denn das, kannst du nicht alleine trinken?«, fragte Beatla.
»Das ist es nicht. Ich kann bloß nicht alleine den Tankschlauch in mich einführen. Könnt ihr euch nicht etwas ausdenken, wie der Tankstutzen in mein Tankloch geht? Ist zwar noch ein wenig Zeit, da die Schlange noch ein wenig lang ist, aber ich will nicht dort rumstehen und ewig versuchen zu trinken.«
»Okey, wir kümmern uns darum.« beruhigte ihn der alte Bull.
»Ich glaube, ich habe sogar schon so 'was wie 'nen Plan«, meinte Beatla.
"Das ist kein Futter. Das ist schönes Spiegelei mit Speck*. Willst du auch was davon?"
*Natürlich kennt man auch in anderen Galaxien Eier legende Tiere. Und Speck haben ja fast alle Lebewesen. Eine Kombination davon ist also nicht sehr ungewöhnlich.
"Hmm, ja Hunger hätte ich schon" lenkte Illilill verlegen ein. Elvieära gab ihm versöhnungsvoll etwas aus der großen Pfanne, in der sie wie Illilill nun feststellte, eine Menge Spiegelei gebraten hatte. "Brot hab ich leider nicht gefunden." sagte sie etwas traurig, als sie ihm den Teller gab. Illilill beschwichtigte sie: "Ach, das geht schon. Igor hat ja auch kein Brot. Aber sag mal, willst du denn gar nichts essen?" Elvieära lehnte ab. "Nein, danke, ich habe mir vorhin ein paar von diesen Energie-Riegeln reingestopft, als ich das Essen gemacht habe. Ich halt es irgendwie nie aus, zu warten, bis das Essen fertig ist..." "Das kenn' ich", erwiderte Illilill. "Ich kann auch nie was kochen, ohne dabei was zu essen."
Schweigend kaute er eine Weile auf dem Spiegelei-Speck-Würfeln herum. Schließlich sagte er: "Sag mal, was ist denn mit Igor? Warum ist der nichts?"
"Ich glaub er ist einsam. Guldins sind doch sehr gesellige Tiere. Aber leider weiß ich nicht wo die anderen Guldins hin sind. Die müssen alle bei dem Absturz in den Wald geflohen sein. Igor jedenfalls saß ganz alleine an der Hinterklappe vom Raumschiff herum. Die muss beim Absturz wohl aufgegangen sein... Als würde er auf etwas warten... Sag mal, wo bist du eigentlich mit deiner Rettungskapsel gelandet? Ich war gar nicht weit von hier am Waldrand gelandet und hatte es daher nicht so weit zum Raumschiff. Aber ich wundere mich, dass du schon hier bist. Ich war eigentlich mit großem Abstand die Letzte und Ihr Anderen seid doch schon alle sehr viel früher abgeflogen?"
"Nun, ich bin genau genommen hier an der Absturzstelle gelandet."
"Das ist aber ein merkwürdiger Zufall. Wie hast du denn das geschafft?"
"Nunja... Genau genommen bin ich mit dem Raumschiff hier gelandet."
"Ach, dann warst du der, der hier alle Türen aufgebrochen hat?"
"Ja, und der, der die Hinterklappe geöffnet hat."
"Ja, warum das denn?"
"Weil ich mit dem Mover nach euch suchen wollte. Ich konnte doch nicht hier tatenlos im Raumschiff rumsitzen und warten", versuchte Illilill sich zu rechtfertigen.
Aber Elvieära ließ das nicht gelten: "Das wäre aber besser gewesen. Immerhin hat jeder einen Schiffskompass und wird früher oder später den Weg zum Raumschiff finden. Du hättest dir eher schon mal Gedanken machen können, wie wir wieder von hier loskommen."
\ QX23 – MST – Y355 – S3 – E – D – Byn – O-TSt – 2004; 17. April, 21 Uhr 00 Minuten 38 Sekunden //
Es war nun soweit. Kafo war an der Reihe zu tanken. Aber wie sollte er den Tankschlauch in sich einführen? Nun, Beatla hatte eine clevere Idee. Mit einer Menge Lassos, welche sie aus dem hinteren Fenster und aus der Rückklappe warfen, gelang es den Abenteurern in Kafo den Tankzapfen aus der Säule zu hieven und in Kafos Tankstutzen einzuführen. Nur wie sollten sie den Tankvorgang starten? Hier bewies Bemwa ihren Mut, indem sie sich an den Seilen zu dem Tankzapfen entlanghangelte und dann den Zapfhahn betätigte. Zurück ließ sie sich einfach von den anderen an einem Lasso zurückziehen.
Als dann die Tanksäule mit einem Klacken klar machte, dass der Tank voll war, zogen sie ein letztes Mal an den Lassos und der Tankzapfen sprang aus dem Tankstutzen. Nur zurück in die Zapfsäule konnten die Abenteurer den Tankzapfen nicht bekommen - aber das war ihnen auch egal. Fröhlich ließen sie die Lassos fallen, schlossen die Fenster und Kafo fuhr frisch aufgetankt weiter.
Plötzlich ging ein Rumoren und ein Geprassel los, dass Illilill und Elvieära hören und sehen verging. "Was ist denn nun los?", fragte Illilill verwundert. "Keine Ahnung. Lass uns doch mal draußen nachsehen", schlug Elviära vor. Auch der Guldin schien es auf einmal sehr eilig zu haben, nach draußen zu kommen, er wartete schon ungeduldig an der Tür. Kaum hatte Elvieära sie geöffnet, rannte der Guldin durch die Gänge nach draußen. "Hey Igor, nicht so schnell!", rief ihm Elvieära hinterher. Sie folgte ihm schnellen Fußes und Illilill blieb nichts anderes übrig, als ihr hinterherzulaufen. So rannten sie durch das Raumschiff Richtung Hinterklappe.
Kapitel 11: Verfolgungsjagd
\ QX23 – MST – Y355 – S3 – E – Deutsch-Österreichische Grenze - 2004; 17. April, 21 Uhr 16 Minuten 33 Sekunden //
Kafo war nun frisch aufgetankt, allerdings kam weder ihm noch den anderen der kleinen Abenteurern in den Sinn dafür zu bezahlen. Nicht einmal Spirit dachte daran, obwohl er als einziger wusste, was Bezahlen überhaupt ist. Der Tankstellenbetreiber wollte aber durchaus sein Geld für den Diesel, den Kafo getankt hatte. Als dieser einfach so weiterfuhr und sich der Fahrer nicht an der Kasse blicken ließ schüttelte der Tankstellenbetreiber nur den Kopf über solch einen läppischen Versuch, ihm den Diesel zu klauen. Er spulte das Video der Überwachungskamera zurück und rief bei der Grenzpolizei an (denn er hatte Kafo ja Richtung Grenze fahren sehen). Er gab das Nummernschild und eine kurze Beschreibung des grünen Käfers durch und vertraute darauf, dass die Polizei den Raudi schon schnappen würde und er das Geld plus eine schöne Strafzahlung schon noch bekommen würde.
Kafo indessen war sich keiner Schuld bewusst und fuhr gemütlich über die Grenze. Da gingen plötzlich die Sirenen der Grenzpolizeiautos los und riefen ihm zu: »Halt, stehenbleiben!« Kafo hingegen rief nur zurück: »Ich kann nicht! Ich muss zum Mond und Loju retten!« »Das ist egal. Bleiben sie sofort stehen, oder...« »Oder was? Wollt ihr mich etwa fangen? Versucht's doch wenn ihr euch traut!« rief Kafo frech und gab Gas.
Was sollte die Polizei machen? Als sie sah, dass Kafo keineswegs stehen blieb gab auch sie Gas und eine wilde Verfolgungsjagd spielte sich in den Alpen ab.
Als Elvieära und Illilill aus der Hinterklappe des Raumschiffs dem Guldin hinterherrannten sahen sie auch den Grund für dies plötzliche Prasseln und Rumoren. Es hatte draußen zu regnen begonnen - eigentlich nichts Ungewöhnliches für einen "Regen"-Wald, aber die beiden waren Regen nicht gewohnt.
"Lass den Guldin doch laufen" rief Illilill Elvieära zu.
"Ich kann doch Igor nicht hier in der Wildnis alleine lassen. Außerdem ist der Regen doch schön erfrischend", rief sie zurück. Illilill fluchte, lief den beiden jedoch weiter hinterher.
\ QX23 – MST – Y355 – S3 – E – Österreich - Schnellstraße - 2004; 17. April, 21 Uhr 21 Minuten 56 Sekunden //
»Hey Kafo, Glückwunsch zu dem Rennen. Du machst dich echt gut bisher!« rief ihm Bemwa von der Rückbank aus zu. »Die Polizei sieht schon echt geschafft aus!«, feuerte ihn Ræco an. Alle seine Gefährten fieberten bei dem Rennen mit - dachten doch alle, es wäre eine ulkige Sache, sich eine Verfolgungsjagd mit der Polizei zu liefern. Über die Konsequenzen, die sich ergaben, sollte die Polizisten sie zum Stehen bringen und dann ein fahrerloses Fahrzeug vorfinden machten sie sich keine Gedanken. Warum auch - hatten sie bisher bei den Computerspielen nur gelernt, dass man dann eine Verwarnung bekam und das erst bei der dritten Verwarnung das Rennen zu Ende war. Und in den Computerspielen hatten sie es oft genug geschafft, der Polizei zu entkommen. Also sollte dies auch jetzt kein Problem sein. »Hey Kafo, da ist eine Ausfahrt. Vielleicht ist dies ein Geheimweg!«, riet ihm Porscha. Kafo bog ohne viel zu überlegen ab.
Schon eine Weile rannten sie dem Guldin nach, durch den nassen Regenwald. Plötzlich verschwand dieser in einem Gebüsch. Elvieära rannte drumherum und erwartete den Guldin auf der anderen Seite, aber er ließ sich nicht blicken. "Hey, Illilill, warte mal auf der anderen Seite ob Igor wieder aus dem Gebüsch kommt!" rief sie ihm zu. Illilill tat wie geheißen doch Igor ließ sich auch auf der anderen Seite des Gebüsches nicht blicken. Das Gebüsch war auch nicht sehr breit, doch der Guldin kam weder links noch rechts davon zum Vorschein. "Hier ist er auch nicht." antwortete Illilill. "Er muss noch im Gebüsch stecken", gab Elvieära zurück. "Komm lass uns nachsehen - ich komm von meiner Seite, schlag du dich von deiner Seite durch - dann kann er nicht weglaufen." Also bahnten sie sich ihren Weg durch das Gesträuch.
Sie waren noch nicht weit auf dem Geheimweg entlanggerast - die Polizei war nämlich immer noch hinter ihnen und kam näher - da wurde der Weg unwegsam. Der Asphalt war einem Sand- und Stein-Weg gewichen, dementsprechend gab es viele Bodenwellen und Löcher. Und dann andauernd diese Kurven! Doch es war wichtig, auf dem Weg zu bleiben, denn da sie sich in den Bergen befanden ging es neben der Leitplanke (die es zum Glück bei aller Unwegsamkeit noch gab) steil bergab. Kafo musste sein Tempo drosseln, doch auch die Polizei bekam nach und nach Schwierigkeiten ihm zu folgen.
Illilill bahnte sich seinen Weg durch das Gesträuch und die dünnen Zweige und Äste kratzten über sein Helmvisir. Ein Glück dass er den Raumanzug anhatte - so blieb er wenigstens vor Kratzern verschont. Hoffentlich blieb das Ding einigermaßen heile bei der Aktion. Und das alles nur, weil der Guldin sich in diesem blöden Gebüsch versteckt hatte. Was wollte er nur dadrinne? Plötzlich glaubte Illilill ihn sogar über die Außenmikrophone fiepen zu hören. Als ob Igor in ernsthaften Schwierigkeiten steckte. Illilill seufzte und beeilte sich, weiter durch das Gebüsch zu kommen.
Plötzlich hörte der Weg auf! Aber ein paar Meter weiter setzte er sich fort. Doch dazwischen war ein klaffender Abgrund. Was nun? Für Kafo war es jedoch zu spät, abzubremsen. Angespornt durch den Adrenalinkick, welche der Abgrund in ihm auslöste, gab Kafo noch einmal richtig Gas und - zum Glück war vor dem Ende der Straße ein kleiner Hügel - sprang über den Abgrund. Mit den Vorderrädern landete er auf der Fortsetzung von dem Sandweg und die Räder drehten durch. Es reichte zum Glück, dass er nicht nach hinten zurück rollte. Und mit viel Anstrengung gelang es ihm dann auch, sich komplett auf den Weg emporzuziehen. Schnaufend stand er auf dem Sand und versuchte sich von dem Schock zu erholen.
"Komm schnell, Illilill, ich hab sie gefunden" hörte er plötzlich Elvieära im Helmfunk rufen.
"Sie?" fragte er verwundert.
"Ja, sie. Komm endlich, ich bin hier." antwortete Elvieära nur und winkte ihm einen Meter weiter vorne im Gebüsch zu.
Illilill schob die letzten Äste beiseite und sah sie über zwei Guldins stehen - Igor und einen weiteren. Dieser war allerdings kaum noch als Guldin zu erkennen. Sein Fell war komplett verdreckt und dazu noch übelst zerzaust. Dies lag aber vermutlich daran, dass sich der Guldin damit in einem Gewächs im Busch verfangen hatte. Wie es aussah, hatte er schon eine ganze Weile vergeblich versucht, sich daraus zu befreien. "Ein Glück, dass Igor ihn gefunden hat", sagte Elvieära, als sie Illilill erblickte. "Stell dir vor, wir wären nicht rechtzeitig gekommen - der arme Guldin wäre bestimmt verhungert."
"Na, zum Glück haben wir - oder besser gesagt Igor - ihn ja gefunden.", antwortete Illilill. "Na dann werde ich ihn mal aus seiner Misere befreien."
Sprachs, nahm aus seinem Raumanzug das Multifunktionsmesser und begann den Gefangenen aus dem Gebüsch zu schneiden. Dabei musste der Guldin zwar eine Menge Fell lassen, aber immerhin konnte Illilill ihn aus den Fängen der Pflanze befreien.
»Kafo, bist du denn des Wahnsinns!«, fragten ihn seine Insassen. »Du kannst doch nicht einfach so blindlings über einen Abgrund springen! Wir wären beinahe abgestürzt!«, warf ihm Volva vor. »Aber ich konnte nicht mehr bremsen«, versuchte Kafo sich zu rechtfertigen. »Außerdem sind wir nicht abgestürzt.« »Aber beinahe wären wir es!« warf Womba ein. »Nun beruhigt euch mal wieder«, versuchte der alte Bull sie zu beschwichtigen, doch der Tumult war zu groß. Da bog plötzlich die Polizei um die Kurve.
Als diese die Schlucht erblickte, legte sie eine Vollbremsung hin und kam gerade noch vor dem Abgrund zum stehen. »BLEIBEN SIE SOFORT STEHEN UND KOMMEN SIE AUS DEM FAHRZEUG!« rief der Polizeiwagen. »Na die sind lustig«, murmelte Taich. »Erstens stehen wir doch schon und zweitens kann keiner aus dem Fahrzeug kommen außer uns.« »Der erwartet doch tatsächlich, dass wir einen Menschen in uns drin haben!«, folgerte Beatla. »Los Kafo, hör nicht auf die«, raunte Ræco Kafo zu. »Fahr einfach weiter.« »Aber die haben doch gesagt dass ich stehen bleiben soll«, raunte Kafo zurück. »Ach, egal, die trauen sich bestimmt nicht zu springen«, meinte Porscha. »Also gut«, Kafo war überzeugt. »Dann fahre ich eben einfach weiter.« Gesagt, getan. Kafo rollte ganz langsam los und fuhr dann gemütlich weiter, während die Polizei schimpfend aber machtlos an dem Abgrund zurückblieb: »UND WIR WERDEN SIE DOCH KRIEGEN. UND WENN WIR MIT EINEM HUBSCHRAUBER DIE GANZE GEGEND ABSUCHEN MÜSSEN!!!«
Illilill hatte den kleinen Guldin inzwischen auf dem Arm, Elvieära trug Igor. Gemeinsam waren sie auf dem Rückweg zum Raumschiff. "In der Arthdrop müssen wir den neuen Guldin unbedingt baden", meinte Elvieära zu Illilill. "So dreckig und zerzaust wie der ist, kann er sich doch nicht blicken lassen."
"Ja, und eine neue Frisur braucht er auch", witzelte Illilill.
"Das ist gar nicht so eine schlechte Idee", antwortete Elvieära.
Illilill war erstaunt: "Ernsthaft? Ich meine, du willst diesen Guldin doch nicht ehrlich frisieren?"
"Warum nicht?", gab Elvieära zurück. "Ich sehe nicht ein, warum der Guldin nicht ein Recht auf einen vernünftigen Fellschnitt haben sollte. Er hatte zwar Pech, ausgerechnet in eine so klebrige Pflanze zu laufen, aber man sollte aus diesem Unfall das Beste machen. Ich werde ihn sofort frisieren, wenn wir zurück im Raumschiff sind. Und danach muss er in die Badewanne." Illilill fand das zwar ein wenig - nein, weit - übertriebe, behielt seine Meinung aber für sich. Es gab Wichtigeres, über das er sich Gedanken machen sollte, z.B. wie er die Eingeborenen kontaktieren sollte, um eine Chance zu haben, von diesem Planeten zu verschwinden.
Da fiel ihm ein, dass er Elvieära noch gar nicht gefragt hatte, wie ihre Reise zum Raumschiff ausgesehen hatte. Er beschloss sie zu fragen. Immerhin war es noch eine kleine Weile, bis sie am Raumschiff angekommen würden und Illilill war auch ein wenig neugierig, wie Elvieära den Absturz erlebt hatte. Also sprach er sie an: "Sag mal, Elvieära, wie bist du eigentlich, ähm, gelandet. Ich meine - wie lief dein Absturz? Kannst du dich noch an das Chaos im All erinnern? Und musstest du weit von deiner Kapsel zum Raumschiff laufen?"
Elvieära grinste ihn an, und sprach: "Ich hab tatsächlich was zu berichten. Zum Glück haben wir noch etwas Weg vor uns - denn es wird schon eine längere Geschichte..."
\ QX23 – MST – Y355 – S3 – E – Ö – GW – irgendwo in den Bergen – 2004; 17. April, 21 Uhr 47 Minuten 20 Sekunden //
»Meinst du, die würden uns wirklich mit einem Hubschrauber suchen?«, fragte Beatla nach einer Weile den alten Bull. »Vorstellen kann ich mir es zwar nicht«, antwortete dieser, »allerdings kann man der Polizei schon so einiges zutrauen. Nun, wir werden sehen.«
»Kafo, warum bleibst du stehen?«, fragte Toyo ihn.
»Ich bin sooo müde. Außerdem ist es schon spät und so dunkel, dass ich bei jeder Kurve Angst habe, ich könnte abstürzen. Wenn ich doch nur Kurvenlicht hätte...«, antwortete Kafo. »Also gut, Kafo«, meinte Parché. »Dann fahr doch mal dort vorne auf die kleine Parkbucht an der Straße. Dort kannst du dann ungestört schlafen. Wir haben die Polizei ja schließlich abgehängt und du hast dir eine Pause verdient. Außerdem denke ich mal, sind wir alle müde. Also lass uns schlafen.«
Alle stimmten ihm zu, es war eine gute Idee schlafen zu gehen. Kafo fuhr also in die Parkbucht, knipste seine Lampen aus und alle wünschten sich eine geruhsame Nacht.
Gerade eben hatten die kleinen Abenteurer noch friedlich und tief geschlafen, als sie plötzlich mit Knall und Pfeifgeräuschen geweckt wurden. Erschreckt fuhren sie wild in Kafo herum, und dadurch wachte auch Kafo auf. »Was ist hier los?«, fragte er. »Und warum leuchtet der Himmel auf einmal? Wo komme all die bunten Lichter her?« »Keine Ahnung«, antwortete Beatla. »Kann das sein, dass die Wände immer näher kommen?« fragte Bemwa. »Tatsächlich!«, bestätigte Taich Mahal. »Kafo, kann es sein, dass du schlumpfst?«
»Nein, Taich, ich werde nicht blau«, wiedersprach Kafo. Lexicara sprach: »Er meinte wahrscheinlich schrumpfen, Kafo – schrumpfst du?« »Das kann sein« meinte Kafo. »Die Berge werden auch immer größer!« »Dann müssen wir sofort hier raus!«, rief Porscha Kafo zu. »Los, Kafo, mach schnell die Tür auf!«
Kafo öffnete also schnell seine Tür und seine kleinen Gefährten purzelten heraus. Nur leider hatte Kafo vor Schreck die falsche Tür aufgemacht – diejenige welche, die auf der Seite des Abhangs war. Die Abenteurer purzelten also nicht nur aus Kafo hinaus, sondern auch gleich noch einen steilen Abhang hinab! »Hey Leute, wo wollt ihr denn hin?!«, rief Kafo, als er dies sah. »Wartet auf mich!« Er versuchte ihnen hinterherzufahren, allerdings war er noch zu groß und passte nicht durch die Leitplanke. Doch er schrumpfte immer weiter und es würde nur eine Frage der Zeit sein bis er ihnen folgen konnte.
Elvieära berichtete: "Also, alles fing damit an, dass ich im Kommando-Aussichtsdeck gesessen habe. Ich hab meinen Guldin gestreichelt, und friedlich die Sterne beobachtet."
"Wir sollten doch die Guldins nicht mit ins Kommando-Deck nehmen", warf Illilill hier ein.
Elvieära lenkte ein: "Ich weiß. Aber wir haben das doch alle gemacht. Ok, bis auf dich." sagte sie, als sie Illilills empörte Miene sah. "Aber das hat doch nichts geschadet", rechtfertigte sich Elvieära.
"Nein, nur dass wir jetzt auf diesem verdammten Planeten festsitzen", warf Illilill ein.
"Das hat doch nichts damit zu tun" widersprach Elvieära. "Oder meinst du etwa, die Guldins...? Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Nagut, auch egal. Ich betrachtete also so die Sterne und grübelte über den großen gelblich-weißen, welchen wir vor kurzem passiert hatten. Dann wurde meine Aufmerksamkeit plötzlich von dem blauen Stern genau vor uns gefangen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, der würde größer. Dabei war der doch so lichtschwach, dass er noch Lichtjahre entfernt sein musste! Tatsächlich wuchs dieser 'Stern', denn bald erkannte ich, dass es sich dabei wohl um einen Planeten handeln musste. Aufregung packte mich: Endlich mal was anderes sehen, als diese ganzen Sterne immer! Auch mein Guldin wurde unruhig. Und nicht nur meiner. Auch die anderen Guldins im Komandodeck schienen plötzlich unruhig zu werden. Plötzlich rannten einige Guldins los, und auch meiner folgte ihnen so plötzlich, dass ich ihn nicht zu fassen bekam. Ich befahl befahl ihn mit stärkster Konzentration zurückzukommen, doch der Guldin hörte einfach nicht. Beziehungsweise nahm er meine Gedanken nicht auf – wie man das eben so bei Telepaten sagt... Ich rannte ihm also quer durchs Schiff hinterher. Dann ging plötzlich auch noch der Alarm los, und wir flohen zu den Rettungskapseln unter Deck. Auf einmal ging ein Ruck durch das gesamte Schiff. Dadurch noch mehr verängstigt, beeilten wir uns, in die Kapseln zu kommen. Dann folgte eine Reise durch die Dunkelheit, denn die Kapseln haben ja keine Fenster. Zuerst konnten wir uns noch per Funkkontakt verständigen, doch bald war auch diese Verständigung abgerissen. Und ich fiel durch die Dunkelheit..."
\ QX23 – MST – Y355 – S3 – E – Ö – iwidB – am Fuße des Abhangs – 2004; 18. April, 00 Uhr 02 Minuten 24 Sekunden //
Die kleinen Abenteurer waren auch lange durch die Dunkelheit gefallen. Also, genauer gesagt, durch die von merkwürdigen Lichtern erhellte Nacht den Abhang hinuntergepurzelt. Als sie endlich im Tal angekommen waren, und sich alle wieder aufgerappelt hatten, standen sie plötzlich vor einem merkwürdigen Ding. Es war lang, oben spitz und steckte auf einem Stock. »Was ist das?«, fragte Bemwa. »Das«, antwortete Especially M, »ist eine Rakete.« »Wirklich?«, fragte Beatla. »Ja«, antwortete Especially. »Loju hat mir die letztes Jahr im Winter gezeigt. Er hat gesagt: 'Schau mal, Especially, was für eine tolle Rakete mein Vater gekauft hat!' Es muss also tatsächlich eine Rakete sein.«
»Dann sind wir ja am Ziel angekommen!«, freute sich Lexicara. »Komisch, obwohl wir gar nicht in der Wüste sind«, wunderte sich Ræco.
Da kam endlich auch Kafo hinuntergepurzelt. »Was ist denn das?«, fragte er, auf die Rakete deutend. »Eine Rakete!«, verkündete Bemwa stolz. »So, Leute, lasst uns keine Zeit verlieren!«, forderte Parché die anderen auf. »Genau«, warf Lexicara ein. »Wer weiß, wann diese Rakete startet!« »Hey, hier liegt eine Strippe rum«, bemerkte Taich. »Na dann los, lasst uns alle an der Rakete festbinden« forderte Parché die anderen auf. Also machten sich die Abenteurer an die Arbeit und knoteten sich an die Rakete.
"Dann gab es einen Ruck, als sich der Fallschirm von der Rettungskapsel öffnete", erzählte Elvieära weiter. "Und wenig später landete ich. Vorsichtig lugte ich aus der Kapsel, um zu sehen, wo ich gelandet war. Und ich erblickte überall verbrannte Erde und verkohlte Baumreste. Aber auch eine Spur, wie von einem Mover, und ich war froh, Anzeichen von intelligenten Leben zu sehen. Ich packte mir also die nötigsten Lebensmittel in meinen Raumanzug-Tornister und stieg aus der Kapsel. Nachdem ich eine Weile den Spuren gefolgt war, sah ich in der Ferne tatsächlich ein merkwürdiges, gelbes Gefährt stehen, an dem vorne eine breite Schaufel angebracht war. Und davor saßen ein paar Ureinwohner auf ein paar verkohlten Baumstämmen, hörten Radio und hatten in der Mitte einen weiteren großen Baumstamm zu einem Tisch umfunktioniert. Ich hatte allerdings etwas Angst, also aktivierte ich, Vorsicht kann ja nie schaden, die Tarnfunktion des Raumanzuges und schlich mich an die Ureinwohner heran. Beim Näherkommen sah ich, dass jeder von denen kleine flache, rechteckige Gegenstände in der Hand hatte, die sie wie eine Art Fächer hielten. Und sie sprachen miteinander. Allerdings nicht lange, plötzlich nahm einer von ihnen zwei von diesen flachen Dingern, ich glaub sie waren aus Pappe oder so, aus der Mitte vom Baumstamm, steckte diese in seinen Fächer und überlegte dann eine Weile. Dann sagte er plötzlich etwas und legte zwei dieser Papp-Dinger wieder auf den Baumstamm. Die anderen beiden erwiderten kurz etwas darauf und sortierten ihre Fächer neu. Dann fingen die drei an, nacheinander die Papp-Dinger auf dem Baumstamm abzulegen. Immer wenn drei davon zusammenkamen, drehten sie diese um und legten sie auf einen von zwei Stapeln. Inzwischen hatte ich meine Furcht vor diesen Unbekannten abgelegt, und fasste mir ein Herz. Ich wollte eine Kontaktaufnahme versuchen. Also deaktivierte ich die Tarnfunktion des Raumanzuges und sprach auf Standard: "Hallo, Freunde." Da erschraken die Ureinwohner. Sie blickten mich mit starren Augen an, redeten hektisch miteinander und rannten dann in ihr Fahrzeug und fuhren davon. So stand ich also alleine da, allein mit dem Radio und den Papp-Dingern. Neugierig schaute ich mir diese an. Es waren merkwürdige Symbole darauf, und auf einigen kleine Abbilder von den Ureinwohnern, allerdings mit ganz anderer Kleidung, als ich bei den drei gesehen hatte. Ich steckte mir also diese Dinger ein. Ratlos, was ich tun sollte, fiel mein Blick auf den Schiffskompass. Nach diesem sollte ich ganz in der Nähe vom Raumschiff gelandet sein, also machte ich mich auf den Weg. Bald schon sah ich die ersten Bäume, die nicht Opfer des Feuers geworden waren und kämpfte mich dann durch den Dschungel zum Raumschiff durch. Als ich es endlich sah, rief ich nach allen Namen, die mir von der Besatzung noch geläufig war, aber ich war allein. Ich ging um das Raumschiff herum, auf der Suche nach einem Weg hinein, und sah an der Hinterklappe dann den Guldin sitzen. Er blickte mich mit seinen großen Augen an, und ich sagte zu ihm: 'Komm, Igor, das ist doch kein Platz für dich, hier im Urwald. Lass uns ins Raumschiff gehen, und was zu Essen suchen.' Durch die Hinterklappe gingen wir also hinein, ich schloss sorgfältig die Klappe und wir streiften durch das Schiff, auf der Suche nach Essen. Wir fanden auch recht schnell etwas. Und ich fand eine weitere Öffnung am Raumschiff, sehr weit oben, also vor wilden Tieren gut geschützt. Da es allerdings recht beschwerlich sein würde, dort hinaufzuklettern, fertigte ich aus den Materialien, die mir der Urwald bot, eine Strickleiter an. Dann bereitete ich mir ein Abendbrot, und dann kamst auch schon du herein, Illilill. Das war also meine Geschichte.
Jetzt sind wir ja auch schon wieder am Raumschiff angekommen. Nun lass uns den armen Guldin waschen, und dann werde ich ihm das Fell ordentlich frisieren. So kann der arme ja nicht weiter herumlaufen." Illilill seufzte, und brachte den Guldin ins Bad.
Gerade eben hatte sich der letzte der Abenteurer an die Rakete geknotet, da kam plötzlich ein Licht durch die Dunkelheit auf die Rakete zu. Es zischte und dann hob die Rakete ab! Immer höher flogen die Abenteurer, über die Berge, bis hin zu den Wolken. Bald würden sie den Mond erreicht haben und konnten sich auf die Suche nach Loju machen! Endlich würde ihre Reise zu Ende sein!