// QX32 [Quasar 32] - MST Y355 [Milchstraße, Abschnitt 355] - S3M [Sonnensystem, Planet3, Mond] || 8. Januar 2004, 13:06:23 \
Irgendwo im Weltall ... flog ein Raumschiff auf einem seltsamen Kurs.
Eigentlich sollte es bloß ein paar Guldins von Sarg nach Ararrat bringen, doch nun war es vom Kurs abgekommen und auf dem Weg zu einem noch nicht erforschten Planeten. Ziemlich aufregend, könnte man meinen, doch keines der Besatzungsmitglieder wusste etas von dem Kurswechsel.
Niemand registrierte den Hyperraumsprung, der das Raumschiff in einen weit entfernten Winkel der Galaxis versetzte.
Keiner bemerkte die fremde Sonne.
Und der Bordcomputer? Wusste er auch nichts von dem neuen Kurs? Registrierte er nichts?
Oh doch, der Bordcomputer wusste von dem neuen Kurs.
Immerhin hatte er selbst ihn eingeschlagen, denn er hatte ein altes, fast vergessenes Signal erhalten ...
So wie diesem erging es auch anderen Raumschiffen.
Alle waren unbemerkt vom Kurs abgewichen, und alle, alle hatten nur ein Ziel:
\ Bezirk QX23 [QuasarX 23] - MST [Milchstraße] - Y355 [Nummer im westlichem Spiralarm] - S3M [Sonnensystem, 3.Planet, Mond]; im Jahre 2004, 14.April, 9:51 Uhr [nach einer völlig irrationelen aber unter den Ureinwohnern des 3.Planeten weit verbreiteten Zeitrechnung, welche sich nach 1:30/31/28:24:60 berechnet.] //
Aber warum um alles in der Welt, sollten sich Ramschiffe der verschiedensten Art aus allen Ecken der Galaxis sich genau im Jahre 2004 auf dem Mond der Erde versammeln?
Ganz einfach:
Was gäbe es für ein Tohuwabohu, würden sie alle auf der Erde landen!
Also landeten sie auf dem Mond, Top Secret – versteht sich.
Denn es ging um das Schicksal des unter ihnen liegenden Planeten: Der Erde.
Auf ihm entwickelte sich gerade die dritte Art von Spezies: die Raumfahrende.
Sie schickte bereits Raketen ins All, war auf dem Mond gelandet, und war nun dabei, eine Raumstation zu bauen.
Und bald würde sie auch andere Planeten besuchen, bald sogar andere Sonnensysteme!
Also war es an der Zeit, zu entscheiden, was mit dieser Spezies geschehen sollte:
Sollten sie vernichtet werden? Oder versklavt?
Oder sollten sie gefördert werden? Waren sie nützliche Verbündete?
Oder waren sie eine Gefahr? Waren sie kriegerisch oder friedlich?
Dies alles sollte die Versammlung des großen Gerichtes entscheiden.
Und wie jedes Gericht, so brauchte auch dieses Vertreter der Angeklagten ...
\ QX23 – MST - Y355 - S3 - E [Europa] - D [Deutschland] - MV [Mecklenburg-Vorpommern] - MST [Mecklenburg-Strelitz] - BwzTHd [Ballwitz, OT Holldorf] - DS7 [Dorfstr. 7] - OS [Obergeschoss, Raum-Süd] - SrM [Schreibtisch Mitte] – im Jahre 2004; 14.April, 18 Uhr 35 Minuten und 09 Sekunden //
Zu jener Zeit spielte ein kleiner Junge mit seinen neuen 20 kleinen Spielzeugautos auf eben diesen Tisch. Er ahnte noch nicht, welche Rolle er bei jener Versammlung spielen sollte, und auch nicht, dass die kleinen Wagen eine große Reise unternehmen ürden, um ihn zu retten.
Er wusste noch nicht einmal, dass Außerirdische wirklich existieren, geschweige denn etwas von derartigen Versammlungen.
Doch an dem heutigen Tag, dem 14. April 2004, sollte er dies alles erfahren.
Denn genau um 17 Uhr 35 und 10 Sekunden erschien am Himmel ein kleiner gelber Fleck.
Langsam wurde er größer, bis er auf eine Größe von ca. 0,5 m gewachsenen war.
Und während der Fleck die Form eines Spielzeugraumschiffes annahm und stetig wuchs – da er näher kam – flog eben jenes Spielzeugraumschiff durch ein geöffnetes Fenster in jenen uns schon bekannten Raum mit dem kleinen Jungen und seinen Spielzeugautos.
Es landete direkt vor den erstaunten Augen dieses Jungen und fing an, sich aufzublasen, sodass es auf eine Größe von etwa 3 bis 4 Metern Durchmesser anwuchs. Und das in einem Kinderzimmer!
Danach wurde es unheimlich still.
Nicht das es vorher laut gewesen wäre – nur die Vögel zwitscherten, irgendwo lief „Überall“ von den Prinzen während ein arbeitsamer Staubsauger lief – aber plötzlich waren alle diese Geräusche erstorben. So als ob man urplötzlich taub geworden wäre.
Dann fing der kleine Junge neben dem Raumschiff – denn um so eines handelte es sich – an, sich aufzulösen, während dafür ein kleiner Junge im Raumschiff erschien. Es handelte sich dabei wohl um den inzwischen recht bekannten Vorgang des Beamens.
Nachdem das Raumschiff dann wieder mitsamt dem Jungen auf Spielzeuggröße geschrumpft war flog es Richtung Mond davon, durch das immer noch geöffnete Fenster.
Alles wurde wieder so wie vorher, die Stille löste sich auf im Vogelgezwitscher, Staubsaugergrummeln, und die Leipziger Herzbuben stimmten nun das Lied "Revolution" von den Beatles an.
Alles war so wie immer.
Bis darauf, dass Loju fehlte.
Kein Mensch hatte gesehen, wie er von dem Raumschiff entführt wurde.
Allein auf dem Tisch standen nun 20 kleine Spielzeugautos und warteten ...
Hier das 0. Kapitel zum anhören.// QX23 – MST – Y355 – S3M – im Jahre 2004; 18:11:12 \
Hier nun, auf dem Mond der Erde, sollte das große Treffen aller Arten stattfinden, hier sollte eine Versammlung über das Schicksal der Menscheit – wie sich die Eingeborenen auf dem Planeten nannten, zu dem der Mond gehörte – entscheiden.
Nicht weit von der Stelle, wo einst Apollo 11 mit Buzz Aldrin und Neil Armstrong gelandet war, landeten nun Raumschiffe aller Arten.
Von alten Schrottmühlen, wie sie einst in ScienceFiction-Filmen zu finden waren, bis hin zu den modernen Mühlen, die den modernsten Computer-Berechnungen entsprungen waren; von Äther-Schiffen, die nicht aus Stahl, sondern flüssigen Gas bestanden, bis hin zu hölzernen Teak-Raumschiffen war alles vertreten, was Rang und Namen hatte - oder was einfach nur fliegen konnte.
Kurzum: Raumschiffe aller Formen und Farben, die man sich vorstellen kann (und auch unvorstellbare) standen, lagen und sprangen auf dem Mond herum.
Und so verschiedenartig wie die Raumschiffe waren auch die Wesen, welche mit ihnen reisten. Ich kann sie jetzt gar nicht alle beschreiben, aber Fakt ist: Es war ein großes Getummel.
Und obwohl ein so reges Treiben herrschte, war doch nur die kosmische Stille des Vakuums zu hören. Zwar war keinem die Situation erklärt worden, und doch wussten alle, warum sie hier waren. Gewiss – keiner »wusste« es, aber alle hatten schon Gerüchte über solche Versammlungen gehört.
Nur ein Raumschiff, das zu der Versammlung sollte, war schon wieder vom Kurs abgekommen. Es handelte sich um jenes, welches wir schon in Kapitel 0 betrachtet haben: Das mit den Guldins. Es handelte sich um den RTP Arthdrop LW (RaumTransPorter Erdtropfen für LebeWesen). Wie jeder andere RTP LW war auch dieser in drei Abschnitte geteilt.
Vorne war die Kommandokapsel, in der sich auch die Wohnräume der Besatzung befand, der Mittelteil war der Frachtraum welcher der lebenden Fracht, also den Guldins vorbehalten war; der dritte Teil des RTP war der Antriebsteil, welcher sich etwas oberhalb des Frachtraums befand. Das neue an jenem RTP war nun, dass alle diese Abschnitte einzelne, Ellipsenartige Module waren, welche mittels Röhren verbunden waren, d.h. die Kommandokapsel war vorne an den Frachtraum angekoppelt, der Antrieb wurde von oben an den Frachtraum angesetzt.
Hätte die Besatzung des Raumschiffes gewusst, wohin der neue Kurs ging, hätten sich bestimmt einige der Besatzungsmitglieder ziemlich aufgeregt. Aufgeregt waren sie, allerdings. Nur leider nicht wegen dem neuen Kurs.
Ein paar der Guldins waren ausgebrochen.
Normalerweise wäre dies nicht schlimm gewesen. Gefährliche Fracht – Lebewesen primitiverer, d.h. nicht sprachbegabter Arten wie Guldins zählen dazu – wird in jenem Raumschifftyp (RTP LW) in einem seperaten Teil des Raumschiffes untergebracht, getrennt von der Steuer- und der Antriebseinheit.
Nur leider diese Tierchen nicht.
Denn diese Guldins waren ja sooo niedliech!
Man musste sie einfach immer dabei haben, um sie zu streicheln.
Der Kommandant – ein eher symbolisches Amt, heutzutage – hatte die Besatzung zwar schon mehrmals ermahnt, die Guldins nicht mit in die Kommandozentrale zu nehmen , aber er hielt sich nicht einmal selbst daran.
Guldins sind einfach zu niedlich! Guldins?
[Aus dem Lexikon Per Anhalter in die Galaxis:]
Stichwort: Guldins
Guldins sind kleine, unglaublich niedliche Wesen, die mit ihren großen Glubschaugen einfach jedes andere Lebewesen (ausgenommen vielleicht Vogonen) in hingebungsvolle, emotionale übersteuerte aber liebevolle Wesen verwandeln.
Aufgrund ihrer Wirkung sind Guldins als Gefahrengut der Klasse 1 eingestuft!
Trotzdem haben etliche (auch demokratische) Regierungen sie als Haustier zugelassen.
Die Guldins stammen übrigens von einem sehr lebensfeindlichen Planeten namens Gul (daher der Name; din ist vermutlich von DING abgeleitet), auf dem es praktisch ständig stürmt. Doch die Guldins sind durch ihren langgestreckten Körperbau und ihre langes Fell sehr gut an diese Gegebenheiten angepasst. Da auf ihrem Planeten die Verständigung per akustischer Sprache so gut wie unmöglich ist, verständigen sich Guldins durch Funkwellen.
Merke: Trotz oder eigentlich gerade wegen ihrer Niedlichkeit sind Guldins sehr gefährlich!
Was sie aber wohl trotzdem nicht davon abhalten wird, einen als Haustier zu halten.
[ENDE Lexikon]
Nun waren aber gerade jene Guldins ausgebrochen und die Besatzung mit dem Einfangen so beschäftigt, dass keiner merkte, dass sich die Kommandokapsel langsam vom Raumschiff löste, und direkt auf die Erde zuflog.
Erst als der Kollisionsalarm ertönte, realisierte die Besatzung die Lage und floh in Panik in die Rettungskapseln.
Mit einem Knall entfernten sich 12 Kapseln vom Schiff.
Danach segelte das Raumschiff herab, breitete seine viel zu kleinen Flügel aus und stürzte mitten in einen großen Wald.
// QX23 – MST – Y355 – S3 – E – D – MV – MST – BwzTHd – L1 – OS – SrM – im Jahre 2004; 14. April 19:00:00 Uhr. \
PiepPiep – machte eine vergessene Armbanduhr auf einem Tisch um alle darauf aufmerksam zu machen, dass eine neue Stunde angebrochen war.
Diese zwei kurzen Pieps (Tonhöhe h') unterbrachen das Gequatsche von 20 kleinen Autos, die gerade im Kreis zusammenstanden und darüber diskutierten, wie sie wohl am besten eine Rettungsaktion des ebengerade von einem extraterranischen Fluggefährt entführten Jungen namens Loju starten sollten.
Über das diskutieren hatten sie die Zeit ganz vergessen und waren nun total erschrocken, wie viel Zeit sie mit dem Quatschen verplempert hatten.
Porscha erhob das Wort :
»Wie ihr seht, haben wir mit unserer Diskussion noch nicht viel erreicht.«
Taich Mahal, der graue Jeep rief ungeduldig: »Lasst uns endlich Taten sehen«.
Alle stimmten zu. Taten waren jetzt nötig. Aber was war zu tun?
Porscha sprach weiter: »Wir alle wollen doch Loju retten. Dafür müssen wir aber erst einmal zu ihm.«
»Wie, bis auf den Mond?«, fragte Bénco, ein Transporter.
»Ja, genau. Bis auf den Mond. Bull, hast du keine Idee?«
Bull war ein schon älterer VW-Bus, sein Name war abgeleitet von Bulle, ein Synonym für Polizisten, da er diese früher befördern musste.
»Will man zum Mond, brauch man eine Rakete. Solche Raketen starten in der Wüste. Und die größte Wüste liegt im Süden. Also würde ich vorschlagen, wir fahren nach Süden und suchen so’ne Rakete.«
»Aber dafür müssen wir erst einmal vom Tisch herunter«, bemerkte Lexon.
»Genau, und dann die Treppe, dann aus der Tür und durch den Garten auf die Straße«, freute sich schon Mercéd. Er war als einziger schon mal draußen gewesen.
»Hier runter?«, fragte ängstlich Beetla. Ihr war die Höhe gar nicht geheuer. »Wie soll das nur gehen?«
»Die Menschen bewältigen solche Höhen mit Fallschirmen«, bemerkte Lexon »Sie nehmen einfach einen Stoff und binden sich daran. Damit segeln sie dann herab.«
Ræco, der Sportwagen war sofort Feuer und Flamme: »Hey, warum machen wir dann nicht das nicht auch so?! Binden uns einfach alle an etwas Stoff, wie ... äh, das T-Shirt da hinten auf dem Tisch , und dann nichts wie raus!«.
»Wie, raus? Aus dem Fenster«, fragte ängstlich Beetla, während sie skeptisch die Höhe vom Fenster zum Boden betrachtete. »Da brechen wir uns doch alle Räder!«
»Aber überleg doch mal, was wir da an Weg einsparen. Außerdem brauch so ein Fallschirm auch Zeit, sich aufzublasen. Wer weiß, ob die Höhe vom Tisch dazu überhaupt reicht?«, erwiderte Ræco.
Lexon konnte ihm da nur zustimmen. Um so höher, um so besser die Chance, dass sich der Fallschirm aufbläst.
Also banden sich alle mit etwas Zwirn, der ebenfalls auf dem Tisch lag (so eine Unordnung!) an das T-Shirt und fuhren zum Fenster.
»Und nun?«, fragte Volva.
»Nun werfe ich das Lasso« antwortete Ræco.
Er warf ein Stück verknoteten Bindfaden an die Fensterriegel, zog daran und das Fenster öffnete sich tatsächlich.
»Und nun Sprung!« kommandierte Porscha. Sie sprangen.
Nicht gerade langsam segelten sie herab, mehr stürzten sie als das sie segelten auf die Erde.
Ob sie dies wohl überleben würden?
Um die Spannung bis zum nächsten Kapitel etwas erträglicher zu machen, verrate ich nur so viel:
Sie überleben es natürlich und haben keine weiteren Folgen, als ein paar Beulen und Lackkratzer.
Raeco war sogar begeistert: »Wow, sieh mal: Meine erste Kriegsverletzung!«
Alle anderen waren lediglich erleichtert, es überstanden zu haben.
Hier könnt ihr sowohl das 0. als auch das 1. Kapitel hören!