\ QX23 – MST – Y355 – S3 – E – D – B [Berlin] – 2004; 16.April, 17 Uhr 21 Minuten 49 Sekunden //
Sie waren aus dem Wald heraus. Endlich!
Endlich waren sie aus dem Wald raus und wieder in die Zivilisation gekommen.
Aber wie staunten die Autos, als sie die Stadt sahen: Überall Straßen! Riesige und massenhaft Häuser! Doch das verrückteste war, dass überall Menschen und Riesen umherfuhren und liefen.
Nun mag der weitgereiste Leser einwenden: Berlin? Ist Berlin nicht so’ne Kleinstadt in (Ost)Deutschland? Und dort soll es Wolkenkratzer geben?
Diesem welterfahrenen Leser sei entgegengesetzt: Erstens hat niemand etwas von Wolkenkratzern sondern nur von hohen Häusern gesagt, und zweitens war dies die erste Stadt, ja sogar der erste Ort nach Ballwitz, welchen die kleinen Autos kennenlernten. Und Ballwitz ist durchaus kein großer Ort, sondern ein kleines hundert-Seelen-Dorf.
Man kann also durchaus das Erstaunen der kleinen Abenteurer verstehen, als sie in Berlin ankamen.
Staunend fuhren die kleinen Wagen also durch die Straßen der Stadt.
»Ist euch eigentlich schon einmal aufgefallen, dass in jedem Riesen wenigstens ein Mensch sitzt?«, fragte Kafo. »Vielleicht sind alle Riesen Menschenfresser«, vermutete Womba, ein silberner BMW-Combi.
»Oder es handelt sich um Parasiten«, meinte Bemwa, eine schwarze BMW-Cabrio.
»Ah, seht mal, da frisst gerade ein Riese einen Menschen!«, rief Gelf.
»Ich glaube beinahe«, erklärte Volva, »dass die Riesen von den Menschen versklavt werden. Der Landrover sprach doch vorhin davon, dass sein Mensch ihn wieder in die Werkstatt bringen würde. Ob das so’ne Art Folterkammer ist?«
Dazu muss man noch sagen, dass die kleinen Abenteurer keine Werkstatt kannten – sie hatten noch nie eine nötig.
Hohe Häuser. Eine Unmenge von Gleitern. Keine Fußgänger oder Radfahrer. Dies war eine Stadt nach seinen Geschmack. Modern und zivilisiert., aber trotzdem verkommen und staubig. Er gleitete von einer Straße in die nächste. Dort fuhr schon wieder ein Krankenwagen entlang. Überall war Zivilisation. Alle Pflanzen waren auf Verkehrsinseln eingepfercht.
Er hatte ja nichts gegen Natur – solange sie sich der Zivilisation unterordnete.
Es wurden immer mehr Bäume. Bäume verschlangen die Häuserschluchten. Seit dem die Bevölkerung ausgewandert war, hatten die Pflanzen wieder Besitz von der Stadt ergriffen. Häuser und Straßen verschwanden im Grün, bis nur noch Bäume zu sehen waren.
Bäume und nochmals Bäume. War er wirklich noch zu Hause?
Endlich begriff Ililill, dass er nicht mehr zu Hause war. Anstatt auf Stravor Minor Beta befand er sich auf diesem verdammten Planeten, der wie noch mal hieß? Ach ja, Erde. So stand es zumindest im Computer.
Er startete den Mover.
Jetzt würde er diesem Planeten mal zeigen, wer er war.
\ QX23 – MST – Y355 – S3 – E – D – B – 2004; 16.April, 18 Uhr 07 Minuten 34 Sekunden //
Mannomann! Was war das für’ne Stadt!
Häuser, soweit das Auge reicht.
Waren es anfangs nur Wohnhäuser gewesen, so prägten nun Hotels, Bürohäuser, Gaststätten, Läden und Kinos das Stadtbild.
Auch auf den Straßen war bannig was los. Überall fuhren Riesen herum und hätten unsere kleinen Abenteurer nicht aufgepasst, wären sie mehrmals überfahren worden.
Doch auch auf dem Fußgängerweg konnten sie nicht fahren – denn dort waren andauernd Menschen unterwegs!
So blieb ihnen nichts weiter übrig, als im Rinnstein, zwischen Straße und Fußgängerweg zu fahren. Doch an jeder Kreuzung mussten sie warten. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie den Zusammenhang zwischen den Ampeln und dem Verkehr durchschaut hatten.
Die Stadt war groß – und anstrengend. Bald wurden die kleinen Autos müde.
Da entdeckte Mérced in einem Schaufenster eine Landkarte:
»Sieh mal, Bull: Das ist ein Kartenladen, ist es nicht?«
»Gut beobachtet«, antwortete Bull. »Hey, Leute, da müssen wir rein!«
Porscha stoppte. »Bist du wahnsinnig? Über den Fußgängerweg? Die werden uns doch zerlatschen!«
»Wir müssen aber«, antwortete Bull, »wenn wir jemals wieder aus diesem Häuserwald hinaus wollen.«
»O.K., Leute«, kommandierte Porscha. »Dann wollen wir mal. ... 3 ... 2 ... 1 ... und los!«
Und da fuhren sie über den Bürgersteig, zwischen den Leuten hindurch und hinein in den Laden. Doch auch hier waren tausende von Leuten. Also flüchtetetn die kleinen Autos unter ein Regal.
Mit einem zuversichtlichen Grummeln sprang der Mover an.
Zuerst wollte er die Umgebung erkunden. Wer weiß, was dieser Regenwald bieten würde! Außerdem war es seine Pflicht, die anderen Besatzungsmitglieder zu suchen.
Er öffnete die hintere Luke des Raumschiffes per Fernbedingung und fuhr heraus. Zum Glück war die Luke am unteren Ende des Schiffes angebracht. Nun sah er erst, was für eine Bresche das Schiff in den Wald geschlagen hatte. Dort, wo es abgestürzt war, hatte es beim „landen“ eine Spur der Verwüstung hinterlassen.
Eine lange Spur von gefällten Bäumen und aufgewühlter Erde hatte es gezogen.
War dies auch schlecht für den Regenwald gewesen, so war es doch gut für Illilill. Er hatte so eine perfekte Straße.
Kapitel 6: Geisterstunde. Und ein Geist - natürlich.
\ QX23 – MST – Y355 – S3 – E – D – B – SM [Supermarkt]
2004; 17. April, 00 Uhr 00 Minuten 00 Sekunden //
Es waren eine Menge Schuhe an ihnen vorbeigelaufen. Darüber waren die kleinen Autos bald eingeschlafen.
Doch Punkt 12 Uhr ging ein Rasseln und Läuten los, dass sogar Bénco aufwachte: »Was’n los?«, fragte er noch ganz verschlafen. »Ich hab’ grad’ so schön g’träumt.«
Doch keiner konnte ihm Antwort geben, denn die anderen hatten alle genauso wie er geschlafen.
Aber Taich Mahal hatte eine Theorie: »Das klingt mil nach einen Haufen Weckel. Bestimmt haben ein paal Spaßvögel alle Weckel auf 12 Uhl gestellt – denn jetzt ist es 12 Uhl.«
»Dann ist ja Geisterstunde!« Bénco bekam es mit der Angst zu tun. »Ich fürchte mich doch so vor Geistern...«
»Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass es keine Geister gibt.«, behauptete Lexicara.
»Und was blinkt dann da oben so rot und gefährlich?«, fragte Bénco ängstlich.
»Das ist nul die Alalmanlage«, erklärte Taich.
»Was ist denn das schon wieder grauenvolles?«, wollte Bénco wissen. »Eine Alalmanlage?« »Eine Alarrrmanlage«, erklärte Lexoñ, »ist eine Einrichtung, eine Anlage, oder auch Konstruktion, welche einen großen Alarm macht, also lautes Klingeln, blinken u.s.w., wenn in dem Laden Einbrecher sind.«
Beatla atmete auf. »Ein Glück, dass wir keine Einbrecher sind.«
Illilill saß in seinem Mover und hatte es sich gemütlich gemacht. Zu den Klängen der hiesigen fremdländischen Musik fuhr er durch diese eigenartige Wildnis. Der Planet schien nur aus Urwald zu bestehen. Er war jetzt schon gut 9 Stunden unterwegs und sah doch nichts weiter als Bäume.
Trotzdem fuhr er weiter.
Irgendwann musste doch der Wald aufhören!
Zumindest dem Fernsehen nach gab es auf diesen Planeten auch Städte, Zivilisation, und dann würde er auch mal Gelegenheit haben, hier ein paar Menschen zu besichtigen.
Wenn er schon einmal hier war ...
Und wenigstens eine Wüste müsste doch mal kommen.
Laut dem Fernsehen gab es hier jede Menge Wüsten. Und Ozeane.
Er musste nur weiterhin geradeaus fahren. Dann würde er schon aus dem Regenwald heraus kommen ...
\ QX23 – MST – Y355 – S3 – E – D – B – SM – 2004; 17. April, 0 Uhr 12 Minuten 34 Sekunden //
Inzwischen hatten die Abenteurer ihre Angst vor Gespenstern und Alarmanlagen überwunden und fuhren durch den Laden...
»Mannomann, so en Haufen Dinge hab ich noch nie auf einen Platz gesehen« staunte Kafo.
Volva antwortete: »Ja, und ist dir auch aufgefallen, dass es hier so viele gleiche Dinge gibt? Ich kann mir gar nicht vorstellen, wieso jemand dauernd das Gleiche kaufen sollte – wo bleibt denn da das Besondere?«
»Ich find das ganz gut so, dass es nicht alles nur einmal gibt. Wie schnell würden sich die Leute sonst darum streiten. Einzigartiges hat immer einen so immensen Wert!«, gab Bemwa zu bedenken.
»Trotzdem«, widersprach Volva. »ich finde, der Laden könnte etwas Abwechslung vertragen.«
Da begann plötzlich ein Rummeln und Rauschen, dass die Abenteurer es mit der Angst zu tun bekamen.
Und eine grausige Stimme rief johlend:
»Abwechslung? Jau, ich liiiiiiiiiiiiebe Abwechslung!«
„Scheiße“ murmelte Illilill, als er mit dem Mover in ein Loch stürzte. Stundenlang war er durch die Dunkelheit gefahren und hatte schön Musik gehört, und darüber war er wohl oder übel eingeschlafen.
„Hätte ich nur mal angehalten“, dachte er bei sich. „Das war doch so logisch, dass dies wieder ausgerechnet mir passiert. Da hab ich nur mal kurz nicht aufgepasst – und schon versagt die Automatik. Eigentlich hätte dieses Gerät doch gar nicht abstürzen dürfen! So’n Mist. Was mach ich denn nu?
Es ist schon übelst dunkel draußen. Und die Tür geht auch nicht auf.
Och nee. Was mach ich denn nu? Ich hab gar kein Bock, jetze überhaupt was zu tun.
Ich bin viel zu müde... Ich gloob, ick schlaf erst mal ’ne Runde.
Wie meine Mutter schon immer sagte:
Der Morgen ist klüger als der Abend.“
Gedacht, getan. Und schon schlief er ein. Während der Mover weiterhin in einer Erdspalte herumhing.
\ QX23 – MST – Y355 – S3 – E – D – B – SM –
2004; 17. April, 0 Uhr 12 Minuten 34 Sekunden //
»Abwechslung? Jau, ich liiiiiiiiiiiiebe Abwechslung!«
Da begann ein Poltern und Rumpeln im Regal und ein buntes Allerlei der Produkte fiel herab.
Neben Taich und Lexicara landete etwas, das aussah wie eine Keksdose*.
»Hmm, sieht aus, wie 'ne Keksdose.«, stellte Taich fest.
Es war eine Keksdose.
»Ey, das is eine Keksdose!« ergänzte Lexicara. »Mal kieken, ob Kekse drin sind...«
»Nun lasst die Zitate - das ist doch jetzt voellig ohne Belang!« funkte Merca dazwischen. »Viel wichtiger ist doch jetzt die Frage, wo diese Dose herkommt.«
»Wahrscheinlich daher«, vermutete Lexoñ, »wo auch die ganzen Tomatendosen herkommen!« und sofort fielen Tomatendosen, Gurkenfässchen und manches andere vom Regal.
»Jauuuu, ich liebe Abwechslung«, gröhlte wieder diese unheimliche Stimme.
»Was ist das nur?«, fragte Bemwa ängstlich.
»Bestimmt so’ne Art Poltergeist«, schlussfolgerte Kafo. »Man sieht ihn nicht, aber er macht ein Haufen Lärm und eine riesige Unordnung.«
»Vielleicht sollte mal jemand mit ihm reden?« fragte Beatla ängstlich.
»He da! Poltergeist!« rief Volva. »Willst du uns umbringen?«
»Ich mag doch nur so gerne Abwechslung«, sagte der Poltergeist kleinlaut und blickte schüchtern über die Kante des Regals.
»Es ist so schrecklich langweilig hier oben. Den ganzen Tag über muss man stillstehen und sich von den Menschen betrachten lassen. Fast alle meiner Kollegen wurden schon gekauft – die haben jetzt ein schönes abwechslungsreiches Leben und können mit Kindern spielen und so. Nur ich sitz immer noch hier oben rum und langweile mich. Ich will endlich hier weg!«
»Du armer kleiner Geist«, meinte Volva mitfühlend. »Warum fliegst du nicht einfach herunter?«
»Weil ich kein Geist bin«, sagte der Geist.
»Was bist du sonst? Du polterst und jaulst, da musst du doch ein Poltergeist sein!«, behauptete Kafo.
»Wenigstens ein Gespenst«, meinte Beatla. »Immerhin haben wir doch Geisterstunde!«
»Nein, nein, ich bin kein Geist und auch kein Gespenst«, antwortete die Stimme.
»Sondern?« »Na ein Dings – na so was wie ihr...«
»Ein Auto?« »Nein, nicht ganz. Ich bin ein Truck.«
Der Geist guckte noch etwas weiter mit der Schnauze über das Regal, und langsam erkannten die kleinen Autos, dass er doch eher ein Truck als ein Geist sein könnte.
»Und warum hockst du da oben herum?« fragte Ræco.
»Weil ich mich nicht runter traue – da würde ich doch zerschellen!«
»Dann schmeiß doch einfach etwas weiches herunter, worauf du landen kannst!«, schlug Beatla vor.
»Gute Idee«, stimmte der Truck zu, und fing wieder an, alles mögliche runterzuschmeißen: Toastbrot, Cornflakes, ein paar Dosen mit der Aufschrift „Öl“, und schließlich auch Servietten und etwas Toilettenpapier.
»Und jetzt«, rief der Truck, »jetzt spring ich!«
Er ließ seinem Wort auch gleich die Tat folgen und sprang.
Ob er’s überleben wird? Das erfahren Sie im nächsten Kapitel.
„Sgsssss... sgssssss...“ so oder so ähnlich klang es, als Illilill sich dem erholsamen Schlaf hingab. Doch dann: „sgsss – sG“ – wachte er auf!
Und er fand sich in einer Welt wieder, die ihm einerseits sehr vertraut vorkam, in jener aber irgendetwas anders als gewohnt war. Es dauerte aber noch eine geraume Weile, bis er den Grund für jenen verwirrten Geisteszustand fand:
Er befand sich in der gewohnten Umgebung eines Movers – denn sie war nicht so sehr anders als die jedes anderen Gefährts, welche seine Zivilisation baute – aber die Schwerkraft hatte sich ungewohnt verschoben: Sie kam, anstatt vom Boden des Movers von dessen Schnauze – also von vorne.
Da fand Illilill endlich seine Erinnerung wieder und erkannte, dass diese ungewöhnlichen Verhältnisse daher kamen, dass der Mover immer noch mit der Schnauze voran in einer Art Felsspalte steckte, in welche er in der letzte Nacht gestürzt war.
\ QX23 – MST – Y355 – S3 – E – D – B – SM, 2004; 17. April, 02 Uhr 15 Minuten 22 Sekunden //
In dem Supermarkt, in welchen die kleinen Abenteurer übernachtet hatten, herrschte nun ein wildes Treiben. Doch der Reihe nach:
Der Geist, welchen die kleinen Abenteurer auf den Regalbrettern gesehen hatten, war in Wahrheit ein kleiner Truck. Nachdem dieser vom Regal gesprungen war, wurde klar, dass ihm eines fehlte: Ein Namen. Denn er war neu – nigelnagelneu, um es genau zu sagen. Allerdings stand er schon eine ganze Weile auf dem Regal und langweilte sich. Auch hatte es bisher keinen gekümmert, dass er ohne Namen existierte. Das verwunderte wiederum die kleinen Autos – sie konnten überhaupt nicht verstehen wie man ohne Namen leben kann.
»Aber du musst doch einen Namen haben, kleiner Truck«, meinte Beatla. »Jedes Auto braucht doch einen Namen.«
»Aber wozu?«, fragte der kleine Truck. »Warum muss denn jeder einen Namen haben? Kann man denn nicht einfach sagen, was einer ist?«
»Aber es ist irgendwie nicht schön, dich andauernd Truck zu nennen«, empfand Kafo.
Especially M. wusste noch einen anderen Grund: »Sieh zum Beispiel mich und Mercéd an. Wir sind uns so ähnlich, dass wir sehr oft verwechselt werden. Hätten wir nicht verschiedene Namen, könnte uns niemand unterscheiden!«
»Du brauchst also einen Namen«, stellte Bemwa überflüssigerweise fest.
»Hast du nicht irgendeine auffallende Eigenschaft?«, fragte jemand. »Welche Farbe hast du?«, fragte jemand anderes. »Wer hat dich produziert?«
„So.“ Illilill gab sich einen Ruck. „Jetzt muss ich aber aufstehen.“ Was übrigens gar nicht so einfach ist, wenn die Schwerkraft verdreht ist. Aber nach einer Weile managte er dies, und hangelte sich in Richtung Tür.
Als er aussteigen wollte, erwartete ihn die nächst Überraschung: Es ging gnadenlos abwärts! Aber Illilill ließ sich von derlei Nichtigkeiten nicht einschüchtern. Er blickte sich um, sah eine Ranke und griff danach. Was er aber nicht geahnt hatte: Diese Ranke war nicht fest! Sie war auch nicht lose, Illilill fiel also nicht hinab. Nein, er fiel hinauf! Und diesmal war es nicht die Schwerkraft, welche ihm diesen Streich spielte, sondern die Liane selbst. Wahrscheinlich hatte sie sich an einem der zahlreichen Steine verhakt – und gelöst, als Illilill sie ergriff. Dadurch löste sich die Spannung in ihr, und sie schnellte hoch.
Und Illilill mit ihr.
Was nun? Er hing da oben, kurz vor dem Ende der Spalte herum, der Mover befand sich unter ihm. Wie sollte er jemals zu diesem zurück gelangen?
„Was doch jetzt viel wichtiger ist“, meinte Illilill, „wie komme ich jetzt aus dieser blöden Erdspalte?“
\ QX23 – MST – Y355 – S3 – E – D – B – SM, 2004; 17. April, 02 Uhr 18 Minuten 42 Sekunden //
»Ey, Spirit!« »Ja?« »Und ihr anderen auch: kommt mal rüber!« rief ihnen Ræco zu.
»Was ist denn nun schon wieder los?«, fragte Méla Ernst.
»Ich hab was gefunden!«, erwiderte Ræco. »Hier gibt´s Öl!«
»Öl? Was ist denn Öl?«, fragte Spirit.
»Du weißt nicht, was Öl ist?«, wunderte sich Especially M. »Das ist doch unser Lebenselixier!«
»Genau, denn aus dem Öl wird alles gemacht, was man so zum Leben braucht «, erklärte Lexoñ. »Diesel, Benzin, ...« »Ersatzteile!«, ergänzte Lexicara. »All das wird auf der Basis von Öl produziert!«.
»Also, möget ihr ruhig noch weiter philosophieren«, verkündete Bénco, >>ich jedenfalls fahre jetzt rüber.« »Warte, ich komm mit!«, schloss sich Toyo an. »Ey, ich will auch noch was«, rief ihn Volva hinterher.
Spirit fuhr ihnen hinterher, um sich die Sache mit dem Öl genauer anzusehen. Was er sah, war folgendes:
Überall lief und tropfte Öl heraus. In der großen Pfütze, die sich dadurch langsam gebildet hatte, standen die anderen Spielzeugautos und tranken, oder besser gesagt szauften es aus. Spirit wusste damit nichts anzufangen.
»Ey, Spirit«, sprach ihn einer der Abenteurer an, »Was hast du denn da für komische Dinger an den Rädern?« »Ach«, antwortete Spirit, »Das sind doch nur meine Sprungfedern.« »Was ist denn das, springen?« fragte Bemwa. »Na, dass was die Kängurus in Australien machen«, antwortete Lexicara. »Hä?«
Illilill hing noch immer in der Erdspalte. Genauer: An der Liane, nur etwa einen Meter unter dem Erdspalt. „Und wie komme ich jetzt aus dieser blöden Situation? Ihr könnt mich doch nicht hier hängen lassen!“ Oh doch. Können wir. Trotzdem: Illilill kam eine Idee. Da die Liane ihn wegen ihrer Elastizität schon mal so hoch katapultiert hat, warum sollte er nicht auch mit deren Hilfe die Spalte verlassen können?
\ QX23 – MST – Y355 – S3 – E – D – B – SM, 2004; 17. April, 02 Uhr 22 Minuten 39 Sekunden //
»Sagt mal«, versuchte Spirit das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken, »was ist das eigentlich da oben?«
»Das rote Licht?« fragte Bemwa nach.
»Ach, das – das ist doch die Alarmanlage, stimmt´s Taich?«, antwortete Toyo.
»Ja, aber was ist denn eine Alarmanlage?« hakte Spirit nach.
»Eine Alalmanlage ist so ein Ding, was ganz viel Klach macht, wenn es Diebe sieht«, erklärte Taich Mahal.
»Na ein Glück, dass wir keine Diebe sind.« atmete Bemwa auf.
Doch Bull sagte: »Sei dir da mal nicht so sicher. Das trinken dieser Öldosen ist genau genommen schon Diebstahl, da wir sie nicht bezahlt haben. Man könnte uns also schon Diebe nennen.«
Kafo fragte ganz erstaunt: »Bezahlen? Was ist denn bezahlen?«
Kapitel 8: Was ist bezahlen?
\ QX23 – MST – Y355 – S3 – E – D – B – SM,
2004; 17. April, 02 Uhr 53 Minuten 12 Sekunden //
»Bezahlen?«, fragte Spirit,»Das ist doch das, was die Menschen andauernd machen. Sie geben kleine blaue und graue Scheine an der Kasse ab und die Kassiererin lässt sie dann durch.«
»Aber warum soll sie sie denn nicht durchlassen?«, fragte Kafo.»Weil sonst die Leute den ganzen Laden leerräumen würden. Menschen wollen nämlich immer alles haben, besonders die jungen Menschen. Doch die Kassiererin passt auf, dass jeder nur so viel mitnimmt, wie er bezahlen kann. Manchmal müssen die Menschen dann einige Dinge im Laden lassen, weil sie sie nicht bezahlen können.« »Ich hab jetzt aber immer noch nicht verstanden, wie das mit dem Bezahlen funktioniert.«, meinte Beatla.
»Also, pass auf. Ich zeige es dir: Der Mensch sucht sich erst mal aus, was er mitnehmen will. Ich will z.B. dieses Taschentuch mitnehmen. Dann nehme ich also das Taschentuch und«, hier machte Spirit einen wahnsinnig großen Sprung auf das Förderband, »legen es auf dieses komische Band. Dann nimmt die Kassiererin die Ware und führt sie über diese Glasfläche.«, und er tat dasselbe. »Dabei macht es dann „pieps“ und die Kasse zeigt eine Zahl an.«Und siehe da, es war so. Danach druckte die Kasse einen Bon aus. »Ach ja, und dann kommt hier die Rechnung raus.«,murmelte Spirit, nahm die selbige und sprang wieder hinunter.
Er präsentierte Beatla das Blatt, und sagte:»Das macht dann 89 Cent.«Beatla guckte nur unverständig.»Du musst mir jetzt das Geld geben.«, flüsterte Spirit ihr zu.
»Geld?«, fragte Beatla. Spirit antwortete:»Ja, so kleine blaue Scheinchen«, »Aber ich habe keine Scheine.«, meinte Beatla traurig.»Dann«,meinte Spirit»kannst du mir auch Münzen geben.« »Münzen?« »Ja, so kleine, runde, die brauch man zum be-zahlen. Aber ich seh´ schon, du hast gar kein Geld. Komisch – denn die Menschen tragen so was immer mit sich herum. Na-ja, dann kannst du jetzt eben kein Taschentuch kaufen.«.
»Aber ich will doch auch gar kein Taschentuch haben!«,meinte Beatla verstöhrt. Ræco fragte nur:
Illilill hatte es tatsächlich geschafft: Er war der Erdspalte entkommen. Mit Hilfe der Liane hatte er sich aus der Spalte geschwungen. „Aber was nun?“, fragte er sich. „Wie soll ich jetzt den Mover da wieder hinauskriegen? Dafür bräuchte ich erst mal ein Seil.“ Aber das einzige Seil, welches er dabei hatte lag noch im Mover. Doch zurück in die Erdspalte traute er sich nicht. Er hatte schon genug Schwierigkeiten gehabt, einmal der Erdspalte zu entkommen. „Tja“, murmelte Illilill zu sich. „Dann muss ich wohl oder übel noch mal zurück zum Raumschiff. Da gibt es bestimmt noch Seile. Zum Glück bin ich noch nicht längergefahren – nur ein paar Stunden. Das dürfte ich innerhalb eines Tages schaffen.“ Immerhin hatte er den Schiffskompass mitgenommen, welcher stets zur Ârthdrop, so hieß das Schiff nämlich zeigte. Also machte sich Illilill auf den Rückweg.
\ QX23 – MST – Y355 – S3 – E – D – B – SM,
2004; 17. April, 03 Uhr 10 Minuten 47 Sekunden //
Beatla war sich trotzdem noch nicht so ganz im klaren über die Alarmanlage.»Aber wenn wir jetzt nicht bezahlen«,fragte sie,»sind wir dann keine Diebe? Immerhin nehmen wir uns einfach was zu Essen, ohne dafür bezahlt zu haben.« Doch Volva sagte: »Wenn wir nachher wieder alles aufwischen, wird das schon keiner bemerken.«
Nachdem also alle schön Öl geszoffen hatten, machte Parché eine Ansage:
»So Leutings, nu' mal 'ne Assige Weisung:
Nehmt mal so'n paar Servietten und macht den Rest Öl wieder weg.« Also begannen die Abenteurer das Öl mit den Servietten wegzuwischen, die Spirit vorher heruntergeworfen hatte. Gerade als Taich Mahal eine weitere Serviette aus dem Regal zerren wollte, ging ein Brummen und Rasseln durch den Laden, dass den Abenteurern, wenn sie Haare gahbt hätten, ihnen dieselbigen zu Haare gestanden wären. Kurz darauf ertönte ein Ohrenbetäubendes Lärmen, ein schriller Ton, der andauernd anschwoll und verebbte, und dabei auf das nervigste heulte.
»Die Alarmanlage!!!«, schrien alle und rasten blindlings durch die Regale des Kaufhauses. Lexoñ besaß zum glück noch genug Geistesgegenwart, eine Karte aus einem Fach zu ziehen, dann folgte er den anderen. Porscha und Bull hatten es inzwischen geschafft, die in alle Richtungen fliehenden Abenteurer zusammenzutreiben und zu beruhigen.»Und jetzt?« fragte jemand. »Wir müssen hier irgendwie ganz schnell raus!« »Spirit, kennst du nicht einen Weg hinaus?« Toyo antwortete anstatt Spirit:»Wir müssen da links an den Konservendosen vorbei. Dann kommt ein Regal mit Katzenfutter, dort scharf links abbiegen und bei den Süßigkeitsregal wieder rechts. Dann dürften wir kurz vor dem Ausgang sein.« »Woher weißt du das nur alles?«, fragte ihn Bemwa bewundernd. »Kein Kunststück. Ich hab mir vorhin nur kurz vorm Einschlafen da unter dem Regal den Plan eingeprägt, der an der Säule gegenüber hing«,antwortete Toyo. Also rasten sie, Toyos Beschreibung folgend, zum Ausgang. Aber dieser war verschlossen! Ein Gitter hing nämlich vor der Tür.»Och nee, wo kommt denn das schon wieder her?«,fragte Lexoñ. Taich antwortete:»Wahrscheinlich kommt das von der Alarmanlage. Die riegelt alles ab.« »Aber wie komen wir jetzt raus aus dem Laden?«fragte Beatla. Ratlos sahen sie sich an.
Was nun? »Äh – Spirit, hast du nicht vielleicht eine Idee? Du kennst dich schließlich hier aus.« »Nee, sorry – ich bin doch immer nur auf meinem Regalbrett gewesen. Aber Toyo – du hast dir den Plan doch vorhin angesehen. Hast du keine Idee?« »Ich hab mir doch nur den Weg zum Ausgang eingeprägt.« Schüchtern ergänzte er: »Und den Weg zum Klo.« »Zu den Klos? Wieso das?« »Nojah – ich musste vorhin etwas Kühlwasser auffrischen und bin deshalb zum Klo gefahren. Aber ich meine, ich hatte dort eine Art Notausgang gesehen. Vielleicht kommen wir da raus.« Also fuhren sie zu den Klos, d.h. zu dem Notausgang. Und als sie alle ihr Kühlwasser aufgefrischt hatten, kamen sie tatsächlich raus aus dem Laden.